Mit Ost-Afrika sind wir nun in der Region, in der sich die vielen großen Nationalparks mit all den spannenden Tieren befinden, die wir bisher noch nie in der freien Natur gesehen habe. Da ist der ein oder andere Besuch auch in unserem Reiseverlauf Pflichtprogramm.
Natürlich können und wollen wir nicht jeden einzelnen National Park der Umgebung abklappern. Zum einen wird das auf Dauer vermutlich langweilig und zum anderen kostet das "Tiere gucken" eine Stange Geld.
Wenn man wie wir viel Zeit hat und komplett organisierte Touren sowieso nicht mag, gibt es allerdings einige Tricks um für kleines Geld trotzdem viel zu sehen. Im Queen Elisabeth National Park zum Beispiel, kann man in einem kleinen Ort knapp vor der Grenze des Parks wohnen ohne den Parkeintritt zu bezahlen. Da weder Tiere noch Natur die Parkgrenzen kennen oder beachten, sieht es hier nicht anders aus als hinter der Grenze. Auf einer Bootstour sehen wir hunderte von Nilpferden im Wasser und an Land aus nächster Nähe. Außerdem Krokodile, Büffel und viele Vogelarten.
Auch direkt auf unserem Zeltplatz gibt es mehr Tiere als uns lieb ist. Tagsüber sehen wir die Nilpferde im Fluss vor unserer Unterkunft herum liegen. In der Nacht werden wir davon geweckt, dass wir ihr lautes Schmatzen direkt neben unserem Zelt hören. Nilpferde sind nachtaktiv und zu dieser Zeit ebenso aggressiv wie unberechenbar. Wir trauen uns nicht aus dem Zelt heraus zu gucken, da wir die berechtigte Angst haben von den 3 Tonnen schweren Kolossen überrannt zu werden. Die dünnen Zeltwände wären da wohl kaum ein Schutz.
Am häufigsten bekommen wir und unser Zelt in diesem Land jedoch Besuch von Affen verschiedenster Art. Obwohl wir ständig auf der Hut sind, schaffen Sie es trotzdem immer mal wieder unser wertvolles Proviant zu stehlen. Meistens untersuchen sie zunächst sehr neugierig das Zelt, haben sich aber ab dem zweiten Tag mit dessen Existenz abgefunden und verlieren das Interesse. 360 Grad um uns herum springende, fast schon fliegende Affen in den Bäumen zu beobachten ist definitiv spannend genug um ihnen die kleinen Diebstähle schnell zu verzeihen.
Gründliche Inspektion eines neu angekommenen Motorrads |
Die vermeintlich harmlosesten Tiere sind letztendlich die, die den größten Schaden verursachen. Anscheinend haben wir unser Zelt auf einer Ameisenstraße errichtet. Aus Protest fressen sich die Ameisen durch die Bodenplane hindurch und verlegen ihre Straße ins Innere des Zeltes. Wir sind gezwungen einen Ameisen-Massenmord zu begehen. Was bleibt sind viele neue Löcher im eh schon ramponierten Zelt...
Und dann waren da noch diese putzigen, flauschigen Hunde-Welpen die ihre Kräfte mit unserem Zelt messen wollten. Das Zelt hat verloren und musste von uns anschließend liebevoll mit über 10 Metern Panzer-Tape repariert werden. Zelte gehören in Afrika zu den Dingen, die nirgends zu kaufen und somit unersetzlich sind.
black and white Colobus monkey |
Bei Sonnenaufgang sind wir im Park. Zum ersten Mal erleben wir hier die Safari-Klischees Afrikas: Sonnenaufgang über der Savanne hinter einem dekorativen Akazien-Baum, unzählige Antilopen und Büffel, einige Elefanten und wunderschöne, weite Landschaften. Einen Löwen sehen wir trotz großer Bemühung unseres Guides nicht, doch das findet er wohl schlimmer als wir. Mein Highlight sind die vielen vielen Giraffen die majestätisch und elegant über die Savanne schreiten. Manche stehen direkt neben unserem Wagen, andere reihen sich wie in einem Filmset am Horizont auf.
Nicht zu vergessen der Namensgeber des Parks: Die Murchison Falls, beeindruckend mächtige Wasserfälle, die wir am Nachmittag des Tages ansteuern.
Ein bisschen traurig ist es, dass auch lange nach Ende der Kolonialzeit noch so viele wichtige Orte, Seen und Parks in Uganda nach weißen Menschen benannt sind. Wie so oft rühmen sich weiße Forscher mit der Entdeckung von Naturspektakeln die ursprünglich schon Jahrhunderte zuvor von den ursprünglichen Bewohnern dieser Region gemacht wurden.
Sonnenaufgang beim Eintritt in den Park |
Antilopen |
Das Nationaltier Ugandas, das auch auf der Landesflagge abgebildet ist |
Pavian-Portrait |
Safari-Van mit aufklappbarem Dach zur besseren Aussicht |
Je dunkler die Giraffe, desto höher ihr Alter |
Baby-Giraffe beim Trinken |
Murchison Falls |
Lianen-Schaukel gefunden :-) |
Gold am Ende des Regenbogens. Wer braucht das schon? Wir haben es liegen gelassen... |
Und dann war da noch unser Rafting-auf-dem-Nil-Abenteuer…
Nachdem wir die "Pflicht" des Tiere-Guckens erfolgreich absolviert haben, fällt dies eindeutig in die Kategorie "Spaß"!
In einem orangem, aufblasbaren Floß paddeln, rutschen, strudeln und schleudern wir den mächtigen, berühmten Nil hinunter und strapazieren unseren Adrenalin-Haushalt. Die Stromschnellen sind in Schwierigkeitsstufen von 1 (laaaaaaaaangweilig) bis 5 (yeahhhhh!!!) unterteilt. Nachdem unser Boot die ersten Abschnitte ohne Verluste überstanden hat, erwischt es uns beim letzten Grade 5 Strudel so richtig. Unser Boot macht eine komplette Drehung, die uns allesamt ins wilde Wasser schleudert und kurzfristig vergessen lässt wo oben und unten ist. Völlig orientierungslos merke ich, das mich jemand wie einen nassen Sack an die Oberfläche zieht. Es ist unser Guide, der es irgendwie geschafft hat auf dem umgedrehten Raft zu sitzen. Dankbar fülle ich meine Lungen mit Sauerstoff, verpasse es aber mich am Boot festzuhalten und lande erneut im Wildwasser. Am Ende der Stromschnelle werden wir nach Luft schnappend von dem immer anwesenden Sicherheits-Boot, sowie 3 Rettungs-Kajaks wieder aufgesammelt.
Die Kajak Fahrer waren in der Zeit, wo sie uns nicht retten mussten, für die Dokumentation dieses Spaßes zuständig, weshalb wir nun im Besitz einer ganzen Menge ulkiger Fotos sind:
Let´s go! |
Die besten Plätze sind vorne |
Abkühlung |
"Pineapple Break" auf halber Strecke |
Die letzte Stromschnelle der Strecke: Teil1 |
Teil 2 |
Teil 3 |
Ziel Foto |
Damit hier nicht der Verdacht aufkommt, ich hätte mit meinem vorherigen Bericht über die Regensaison übertrieben: Wir hatten tatsächlich wahnsinniges Glück und sowohl bei den Safaris wie auch beim Rafting, die sehr wenigen Tage mit wirklich tollem Wetter erwischt. Danke Universum!
Neben diesen ganzen spannenden Safari- und Action-Tagen tun wir natürlich zum Ausgleich auch ganz oft einfach gar nichts. Wie zum Beispiel in Jinja. Ein Camp am Nil wird die Basis für unser kleines Zelt und mit Blick über den Fluß hängen wir mehrere Tage auf bequemen Sofas herum, reduzieren unseren Bücher-Vorrat, essen vegane Burger und socializen mit anderen Mzungus bis uns die meist ähnlich verlaufenden Smalltalk-Konversationen auf den Senkel gehen.
Aussicht vom Camp |
Während eines gemütlichen Frühstücks-Morgen im Nil-Camp, bemerken wir, dass sich am Ufer des Flusses große Menschenmassen versammeln, die immer wieder begeistert jubeln. Ungewohnt viele Boote kreuzen das Wasser und auch die Mitarbeiter unseres Camps sind sehr interessiert und beobachten das Vorgehen mit dem Fernglas. Auf unsere Nachfrage wird uns erklärt, dass der Sohn des Verstorbenen sich seit gestern Abend im Wasser des Nils befindet um so zu beweisen, dass er der Nachfolge seines Vaters würdig ist. Warum und wie der arme Mann im Wasser ist kann uns auch nach mehrfacher Nachfrage niemand erklären. Wir erfahren aber, dass der verstorbene Witch Doktor übers Wasser laufen konnte (lebende Zeugen gibt es auf Grund seines hohen Alters nicht). Am nächsten Tag fragen wir im Dorf an unserer Lieblings-Snack-Bude nach, was denn aus dem Mann im Wasser geworden sei. Ein Lügner sei er gewesen und nicht der Richtige, wird uns überzeugt versichert. Bis ein würdiger Nachfolger gefunden wird, könnte es noch Jahre dauern. Ein anderer berichtet, dass der arme Mann nach dem Aufenthalt im Wasser noch viele Stunden zu Trommeln tanzen muss ohne um zu fallen. Das habe er wohl nicht geschafft und sich somit disqualifiziert…
Das ganze bleibt für uns höchst undurchsichtig und unverständlich, ist jedoch auch nicht absurder als so manche Wunder aus der christlichen Bibel, die viele ebenfalls nicht hinterfragen.
Menschenansammlung am Ufer des Nils, die neugierig den potentiellen Witch Doctor sehen wollen |
Thematische Doku-Empfehlung: God loves Uganda
Achtung! Diese Doku macht hochgradig aggressiv und wütend!
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