Da wir beide
keine grossen Fans von gefuehrten Touren sind, haben wir beschlossen alleine,
ohne Guide und Gruppe in den Canyon zu starten. Die letzten Touren die wir
organisiert gebucht haben waren eher nervig, da wir einen grossen Teil der Zeit
damit verbracht haben zu warten bis die Gruppe mehr oder weniger nerviger
Pauschal-Touristen sich vor jedem kleinen, uninteressanten Steinchen in
unzaehligen Foto-Posen abgelichtet hatten. Die Facebook-tauglichen Fotos mit
sich selbst im Vordergrund scheinen oft wichtiger zu sein, als das eigentliche „Vor
Ort sein“.
Diesmal also
alleine mit Lageplan statt Guide:
Tag 1: Mit dem
Bus von Arequipa nach Cabanaconde. Am oberen Rand des Canyons entlang,
spektakulaere Sicht auf schneebedeckte Gipfel und tiefe Schluchten. Wie so oft
hat unser Bus einen Platten und wir kommen erst bei Dunkelheit am Ziel an. Das
ist nicht weiter schlimm, denn wir befinden uns bereits abseits jeglicher Zivilisation
und hier gibt es NICHTS.
Tag 2: Es geht los...besser gesagt runter und zwar 1100 Hoehenmeter in die Canyon Schlucht hinein. Der Teil den ich im Vorhinein fuer sehr einfach hielt („Geht ja nur bergab“) entpuppt sich als aeusserst hart. Einen rutschigen, steinigen und vorallem steilen Weg stolpern wir nach unten. An dieser Stelle muss ich meine Aussage revidieren, dass Wanderschuhe ein ueberschaetztes Reiseaccesoir sind. Zerissene, kaputte Chucks sind auf jeden Fall auch nicht das richtige Schuhwerk... Nach 3 Stunden kommen wir mit verkrampften Waden und schmerzenden Fuessen in der „Oasis Sangalle“ an, eine kleine Bambushuetten-Kolonie direkt am Fluss im Canyon umgeben von hohen Felsen. Swimmingpool und Essen zum Glueck auch vorhanden.
Picknick vor dem Abstieg |
Die "Oase" unten im Canyon |
Tag 3: Wir stehen mit der Sonne auf (also um 5.30 Uhr) und der fuer mich schlimmste Teil der Strecke beginnt. Die ersten 2 Stunden geht es steil bergauf und das mit furchtbaren Muskelkater-Waden vom Vortag. Natuerlich stosse ich saemtliche mir bekannten Flueche aus und verfluche das Wandern und die Berge. Als der Aufstiegs-Part geschafft ist bessert sich meine Laune zum Glueck, denn ab hier geht es auf einem ziehmlich ebenen Weg am (im) Canyon entlang und die Aussicht ist wirklich grossartig. Die Landschaft ist eine mehr oder weniger trockene, staubige Wueste mit vielen Kakteen und vorallem viel Sonne der man nicht entkommen kann. Trotz dem fruehen Aufstehen koennen wir es leider nicht vermeiden in die brennende Mittagssonne zu geraten.
Eigentlich hatten wir gehofft auf dem Weg irgendwo Proviant kaufen zu koennen, doch alle kleinen Mini-Doerfer die wir passieren scheinen voellig ausgestorben zu sein. Tatsaechlich treffen wir erst nach 5 Stunden zum ersten Mal wieder auf menschliches Leben in Form von Strassenarbeitern. Statt der angeblichen 20 min die man laut ihnen noch bis zu unserem Ziel braucht benoetigen wir gute 90, dafuer erwartet uns jedoch auch eine positive Ueberraschung. Die Llahuar-Loge in der wir heute uebernachten liegt praktisch in der Klippe des Canyons und von der Terasse vor unserer Huette koennen wir die komplette Canyon-Schlucht entlangschauen. Im Hostal-Preis von 3,50 Euro pro Person ist ausserdem die Benutzung der natuerlichen Thermalquell-Baedern die weiter unten in der Schlucht direkt am Fluss liegen mit inbegriffen. Yiieeehhaaaaa!!!!!
Turban gegen knallende Sonne |
Thermal-Pool am Fluss |
Tag 4: Der Tag an dem wir den Canyon eigentlich wieder verlassen wollen. Auf keinen Fall wollen wir die 1100 m wieder zu Fuss nach oben klettern, deshalb ist der Plan von der naechstgelegenen Stadt einen Bus nach oben zu nehmen. Zu dieser Stadt muss man etwa eine Stunde in der Schlucht am Fluss entlanglaufen. Zwar haben die Hostal-Leute uns darauf hingewiesen, dass der Weg dorthin nicht mehr viel genutzt wir und stellenweise gefaehrlich ist, doch wir hielten das fuer eine typisch-peruanische Uebertreibung der wir nicht weiter Beachtung geschenkt haben. Nach 30 min stehen wir dann vor einer tiefen Schlucht wo der Weg offensichtlich von einem Steinrutsch vernichtet wurde. Da wir auf keinen Fall umdrehen wollen versuchen wir trotzdem irgendwie an der Stelle vorbeizukommen, muessen allderdings auf halbem Weg nach unten einsehen, das dies eine ziehmlich Lebensmuede Aktion ist und wir wohl oder uebel zurueck zum Hostal muessen. Die letzten Zweifel nimmt uns der Hostal-Hund der uns unaufgefordert gefolgt ist und jaulend in Kenneth Hose beisst und versucht ihn von der Schlucht wegzuziehen.
Tag 5: Der zweite
Versuch den Canyon zu verlassen. Nachdem wir morgends noch eine
botanische-Fuehrung durch den Garten der Familie bekommen sitzten wir ab 11 an
der staubigen Kreuzung wo eigentlich zu dieser Uhrzeit ein alter Truck
vorbeikommen soll mit dem wir nach oben fahren wollen. Nach 2 Stunden ist der
Truck noch immer nicht in Sicht und ich habe furchtbaren Hunger, da wir
morgends nicht besonders viel gegessen hatten. Da wir die Kreuzung unmoeglich
verlassen koennen rettet Kenneth mich indem er todesmutig einen Berg
hinaufklettert und mir in einem Kaktusfeld eine Tuete Kaktusfruechte erntet. Um
14 Uhr ist der Truck zwar noch immer nicht da, dafuer aber ein Pick up der uns
in 2 Stunden nach oben kurvt. Endlich!
warten, warten, warten |
Tag 6: Am morgen fahren wir am „Cruz del Condor“ vorbei wo man viele Condore beobachten kann, die ueber unseren Koepfen im Canyon kreisen. Von dort aus, eigequetscht zwischen Frauen in bunten Folklore-Trachten tuckern wir zurueck nach Arequipa wo unsere grossen Rucksaecke im Hostal gelagert sind.
Impressionen aus Arequipa, der zweitgroessten Stadt Perus, wo wir die Woche vor der Canyon-Tour verbracht haben:
Auf dem Markt: Alle Teile der Tiere werden verwertet |
grosse Fruchtauswahl |
Prozessionen auf der Strasse mit Musik und Tanz |
Monasterio (Kloster) Santa Catalina |
Besichtigung bei Nacht, Beleuchtung nur durch Kerzen und brennende Oefen |
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