4. Juli 2013

Weisse Wueste, bunte Lagunen und Minusgrade

Uyuni ist ein unspekatakulaeres, haessliches kleines Dorf wo es nichts gibt ausser sehr schlechte „Pizzaria italiana“. Ich bin mir nicht sicher ob man hier weiss wer oder was Italien und/oder eine Pizza ist, dies haelt die Einwohner jedoch nicht davon ab ca. 20 dieser Restaurants nebeneinander zu eroeffnen.


Auch hier: Die immer gleichen Staende mit den immer gleichen Souvenirs



Der einzige Grund weshalb man ueberhaut in dieses saukalte Dorf kommt ist der „Salar de Uyuni“ die groesste Salzwueste der Welt. Auf einer Flaeche von 12.000 m2 liegen hier 10 Milliarden Tonnen Salz. Die Salzschicht ist auf der gesamten Flaeche 3-5m dick, sodass man mit dem Jeep problemlos ueberall drueber fahren kann.

Wie wahrscheinlich jeder Tourist in Bolivien buchen auch wir die 3-taegige Tour zum Salar und dessen Umgebung, eine der touristischen Hauptattraktionen des Landes.
Nach einer eiskalten Dusche bei Minusgraden im Hotel (Heizungen gibts hier nicht) sind wir startklar und warten mit unserem Gepaeck am Strassenrand auf unseren Jeep. Von anderen Reisenden haben wir berits eine Menge abenteuerliche Storys von schrottreifen Jeeps und permanent betrunken Fahrern gehoert und sind somit zurecht voller Vorfreude. Nachdem wir fast erforen sind kommt mit gut einer Stunde Verspaetung unser Fahrer und hat zudem noch unsere gemieteten Schlafsaecke vergessen. Die ganze Gruppe ist angepisst. Es kann also nurnoch besser werden und das wird es auch.

Der erste Stop liegt nur 10 min von Uyuni entfernt und ist ein alter Eisenbahnfriedhof. In einer Art Wuestenlandschaft stehen ca. 100 alte, verrostete Lokomotiven und Wagons herum. Grossartige Fotokulisse und ein toller Spielplatz, da man ueberall hinein und herauf klettern kann.





Als naechstes folgt berits die Hauptattraktion: Die Salzwueste! WOW! Weiss in alle Richtungen wohin man auch schaut, bis zum leuchtend-blauen Horizont. Der weisse Boden sieht fast so aus wie Schnee, nur dass es hier keine Berge gibt, sondern alles auf einer ebenen Flaeche liegt. Soetwas haben wir noch nicht gesehen und sind wirklich begeistert.
Auf Grund der gegebenen Naturbesonderheiten ist jeder Tourist hier verpflichtet moeglichst bescheuerte Fotos zu machen.










Ueber die Salzschicht fahren wir weiter bis zur „Isla del Pescado“. Fische gibt es hier natuerlich nicht, die Insel ist vielmehr eine Art Fels der sich wie eine Fata Morgana aus dem Weiss erhebt. Hier waechst nichts als Kakteen, die bis zu 8m hoch sind.




Die Unterkunft fuer die erste Nacht ist ein Salzhotel am Rande der Wueste. Hier ist alles aus Salz: Die Waende, der Boden, Tische, Stuehle, Betten...



Obwohl es am ersten Tag schon unglaublich kalt war, erleben wir am zweiten Tag tatsaechlich noch eine Steigerung in die Minusgrade. Mal wieder fallen wir unserer schlechten Ausruestung zum Opfer, denn wirklich warme Kleidung haben wir nicht dabei. Da bleibt nur das Zwiebelprinzip: In insgesamt 6 Schichten tragen wir alle Pullis und Jacken die wir dabeihaben uebereinander. Dazu natuerlich Strunpfhosen unter den Jeans, mehere Paar Socken, Schal und Muetze. Wir frieren trotzdem schrecklich.


Zwiebelprinzip


Am Tag Nr. 2 verbringen wir mehr Zeit im Jeep da wir weitere Strecken zuruecklegen muessen. Das macht jedoch garnichts. Erstens ist der Jeep der einzige Ort an dem es warm ist und zweitens wirds nicht langweilig da der Ausblick aus dem Fenster wirklich beeindruckend ist. Die Landschaft wechselt von Sandwueste zu schneebedeckten Gletschern und bizarren Felsformationen. Eine Strasse gibt es hier nicht, aber an den Spuren der anderen Jeeps im Sand/Schnee/Salz kann man sich wohl etwas orientieren. Zwischendurch muessen wir uns ueberwinden den warem Jeep zu verlassen um verschiedene Lagunen, Vulkane und Fels-Landschaften anzuschauen. Alles wunderschoen. So schoen, dass man es auf Fotos niemals so festhalten kann wie es im Original ausgesehen hat. Hier ein Versuch:


















Irgendwann fahren wir ueber den 5000m Pass (neuer persoenlicher Hoehenmeterrekord) zum beruehmten „Arbol de Pierdra“. Hier erreicht auch die Kaelte ihren Rekord. Es ist so kallt das es wehtut und man es im Schnee-Wind kaum aushaelt. Zu allem Uebel versinke ich auf der Suche nach einem windgeschuetzten Pinkelplatz noch dazu bis zur Huefte im Schnee und habe den Rest des Tages nasse Eis-Fuesse.

Steinbaum


Am Abend erreichen wir voellig durchgefroren unsere „sehr schlichte“ Unterkunft in der es fast noch kaelter ist als draussen. Mitten im Schnee steht die weder isolierte noch winddichte Huette. Um uns aufzuwaermen spielen wir mit den Jungs aus unserer froehlichen Reisegruppe Poker. Obwohl weder Kenneth noch ich die geringste Ahnung von den Regel dieses verwirrenden Spiels haben ziehen wir die anderen gnadenlos ab und am Ende gewinnt Kenneth den Pott von 60 Bilivianos. Die anderen (alles erfahrene Poker-Spieler) sind beleidigt und bei der naechsten Runde steigen wir lieber aus.

Am 3. Tag geht es durch die schoene Natur wieder zurueck nach Uyuni. Wahrscheinlich sind wir die einzige Gruppe die diese Tour ganz ohne Autopanne und andere Katastrophen ueberstanden hat.
Die Natureindruecke dieser 3 Tage gehoeren definitiv zu den schoensten, aber auch kaeltesten meines bisherigen Lebens. Auf jeden Fall ein Highlight der gesamten Reise, das Guidebook hat nicht uebertrieben.
Um nicht laenger als unbedingt noetig in der Kaelte zu bleiben nehmen wir noch am selben Abend einen Nachtbus nach Tupiza, wo es wenigstens etwas waermer sein soll.

Zum Glueck ist es dunkel und man kann die Selbstmord-Klippen-Piste ueber die wir fahren nur ansatzweise erkennen.

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