26. Februar 2020

Hakuna Matata!

Sansibar (Tansania) // Das problemfreie Urlaubs-Paradies:


„Hakuna Matata“ ist das unumstrittene Mantra Sansibars. Es bedeutet soviel wie „No worries“, „Kein Problem“ und wird einem als Tourist permanent und überall von den Einheimischen entgegen gerufen. Alternativ geht auch „Pole pole“, was mit  „slowly slowly“ oder „immer mit der Ruhe“ übersetzt werden kann. Man hat wohl heraus gefunden, dass Touristen im Urlaub weder Probleme, noch unnötige Hektik wollen. Richtig!




Obwohl vermutlich viele (wie auch ich vor dieser Reise) nicht genau lokalisieren können wo diese Insel eigentlich genau liegt, steht der Name „Sansibar“ für tropischen Traumurlaub der Extraklasse. Honeymoon, Erholung, Luxus, und traumhafte Palmen gesäumte Strände -  gewürzt mit der richtigen Dosis an Exotik, damit es nicht langweilig wird. Dieses Klischee entspricht ausnahmsweise der Realität!

Wir erreichen die Insel mit dem „Flying Horse“, der günstigsten Fähre auf der Strecke, obwohl man als Ausländer gezwungen wird in der ersten Klasse „VIP“ zu reisen. Sansibar gehört offiziell zu Tansania, genießt aber einen halb-autonomen Status. Deshalb bekommt man hier bei Einreise einen extra Stempel in den Pass. Das finden wir gar nicht gut, denn wir leiden an der (berechtigten) Angst, dass unser Pass in näherer Zukunft keine freien Seiten mehr hat.

Für 20 Dollar schaukelt man in ca. 4 Stunden von Dar es Salaam rüber nach Sansibar

Während dessen kann man es sich in gemütlichen Sesseln bequem machen, die wahrscheinlich
aus der Business-Class eines Flugzeugs der 80er Jahre stammen


Die größte und einzige „richtige“ Stadt auf der Insel ist Stone Town. Weltkulturerbe und schon an sich einen Besuch wert. Die verwinkelten Gassen, die ornamentreich verzierten Holz-Eingangstüren, die kleinen Lädchen, Restaurants und Cafes, die vielen Moscheen vor denen Einwohner in traditioneller Kleidung sitzen – das alles erinnert uns sehr an den Beginn unserer Reise auf diesem Kontinent, in Marokko.
Sansibar ist zu 95 Prozent muslimisch, die meisten Reiseführer ermahnen die Besucher zu „angemessener Bekleidung“.  Doch immer wieder kommt es auf den Straßen der Stadt zu skurrilen Anblicken: Tourist*innen in Hot Pants und knappen Tops neben voll verschleierten muslimischen Frauen.

Ein Einblick in die Gassen Stone Towns










Trotz Weltkulturerbe-Status sind viele Häuser nicht renoviert und sichtbar von Schimmel und Feuchtigkeit befallen.
 Die weißen Wände verfärben sich grün bis schwarz.

Der berühmteste Bewohner Sansibars war der große Freddie Mercury, der in Stone Town geboren wurde
und hier die ersten Jahre seinen Lebens verbracht hat. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum


Ein ganz besonderes Highlight ist für uns das Essen. Während wir Tansania bisher als kulinarische Wüste kennengelernt haben, scheint sich das köstliche Essen auf diese kleine Insel zu konzentrieren. In Stone Town finden wir viele großartige Restaurants mit Kokos-Currys, Zanzibari-Mix (Mango Suppe mit allerhand Zeugs drin), viele verschiedene Brot Sorten, Sansibar-Pizza (eine Mischung aus Chapati und Quiche), Briyani Reis. Der arabische wie auch indische Einfluss auf dieser Insel der ehemaligen Handelsroute führ zu einer großartigen Fusion-Küche.

Pflichtprogramm an jedem Abend: Der Forodhani Food Market an der Strandprommenade



Sansibar wird auch „die Gewürzinsel“ genannt, da im Inland eine bunte Mischung verschiedenster Gewürze angebaut wird, die bis heute das wichtigste Exportgut darstellen. Wie besuchen eine der Gewürz-Farmen und lassen uns auf einer informativen Tour darüber aufklären wo die farbigen Pülverchen, die wir nur aus Tütchen oder Gläsern kennen, eigentlich her kommen.
Wieder was dazu gelernt: Wusstet ihr das Pfeffer und Vanille Schoten an einer Kletterpflanze (Liane) wachsen? Und das Zimt die gemahlene Rinde eines kleinen Baumes ist?
Das wertvollste Gewürz der Insel sind Nelken, dessen Export von der tansanischen Regierung reguliert wird. Nelken wachsen als leuchtend rote Blüten an einem Strauch. Erstaunlich wie man über die Herkunft mancher Dinge des täglichen Gebrauchs noch nie nachgedacht hat...

Nelken

"Zimt-Baum"

Vanilleschoten Kletterranke
Die große Mehrheit der vielen Touristen die hier Urlaub machen, kommen meist per Direktflug aus Italien und Russland. Erstere sind leicht zu erkennen an den winzigen Badehöschen der Männer, letztere an den operierten Körpern der schönen Frauen. Schnell beschleicht uns das Gefühl, dass wir zu diesem Grüppchen der Urlaubenden nicht wirklich dazu gehören (wollen).

Zugegeben, diese Insel ist designt für Menschen die hier ihren Jahresurlaub verbringen und sich um Preise nicht weiter kümmern. Menschen die pro Tag in etwas das ausgeben, wovon wir einen Monat lang leben und reisen. Obwohl uns die Preise hier teilweise absurd vorkommen, stellen wir belustigt fest: Auch wir könnten uns so etwas leisten. Anstatt monate- oder jahrelang mit kleinem Budget durch die Welt zu tingeln könnten wir hier auch 2-3 Wochen im grenzenlosen Luxus verbringen. Kurz drüber nachgedacht…Nein Danke! ;-)

Und obwohl wir nicht wirklich dazu gehören, finden wir es hier natürlich genauso schön wie alle anderen um uns herum. Auch wenn man sich nicht unbedingt wie Robinson Crusoe fühlt, sind die Strände ein absolutes Highlight - so zu sagen die Perfektion eines Strand-Urlaubs. Selten haben wir so weißen Sand und so klares, türkises Wasser gesehen. Nach langer Überlegung erst einmal zuvor: Auf den Whitsundays in Australien.
Mit etwas Suchen kann man auf Sansibar zum Glück auch in unserer Budget-Klasse durchaus eine tolle Zeit verbringen. Ein paar Minuten Fußweg vom Strand entfernt mieten wir günstige Air BnB Apartments, finden die (wenigen) Restaurants der Einheimischen oder Kochen einfach selber.


Traditionelle "Dhow" (Fischerboote) der Einheimischen



Wer sichs leisten kann (und will) mietet sich eine Villa wie diese direkt am Strand
50 Shades of blue water
















Preisverdächtige Eigenkreation - Die Nungwi Rolle:
Chapati Wrap gefüllt mit Mango und Avocado in einer Soja-Ginger-Knoblauch Sauce, getoppt mit Cassava Raspeln


Von Stone Town aus fahren wir zunächst an die Ostküste nach Jambiani und anschließend ganz in den Norden nach Nungwi. Nungwi ist der Haupt-Strandort der Insel, gleichzeitig aber auch die beste Basis um Tauchen zu gehen. Fast 5 Jahre sind seit meinem letzten Tauchgang in Sri Lanka vergangen, doch schnell ist die Euphorie wieder zurück gekehrt. Leider leide ich schon mein gesamtes Leben an starken Seekrankheit, die immer einen bitteren Beigeschmack bringt. So wunderschön es unter Wasser ist, so sehr hasse ich die meist schaukeligen Bootsfahrten zu den Tauchspots vor der Küste.

auf dem Weg zur Dive Site

endlich unter Wasser





Wenn man gerade nicht unter Wasser ist, kann man hervorragend in der Hütte des sympatischen Tauch-Clubs abhängen
Trotz all dieser schönen Fotos: Wer Sansibar als Paradies bezeichnet muss entweder eine ordentlich Portion Ignoranz mitbringen, oder hat seine Hotel-Anlage nie verlassen. Das Insel-Paradies endet genau dort, wo das Refugium der Touristen aufhört und die Dörfer der Einheimischen beginnen. Während die komplette Strandküste sowie einige Häuser-Reihen dahinter ausschließlich den Touristen gewidmet sind, leben die Einheimischen wie in einer Parallelwelt direkt dahinter in Armut. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Schicke, teure Hotel- und Bungalowanlagen stehen in direkter Nähe der sehr einfachen Hütten der Sansibaris. Im Touristen-Bereich wird peinlich darauf geachtet alles sauber zu halten, die Einheimischen leben umgeben von Bergen an (Plastik-) Müll.
Wie immer profitieren vom Tourismus nur einige wenige und bei der großen Mehrheit kommt, (außer den Müllbergen) nichts an. Diese Situation macht traurig, vor allem wenn man sieht welche Menge an Geld wir Ausländer auf dieser Insel zurück lassen. Es bleibt somit – zumindest für uns - ein bitterer Beigeschmack. Das Paradies ist das Paradies der wenigen die es sich leisten können...



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