26. August 2013

Melbourne

Nach ca. 48 Stunden Reise um den halben Globus herum (mit Zwischenstops in Santiago de Chile, Aukland und Sydney) sind wir voellig fertig und absolut uebermuedet in unserem neuen „Zuhause“ in Melbourne angekommen.

Auf mysterioese Weise hat sich innerhalb der letzten 10 Monate die Kilozahl unseres Gepaecks fast verdoppelt. Die Rucksaecke sind nun wirklich bis zum Anschlag vollgestopft und ich wuerde behaupten, dass keine einzige Socke mehr hineingepasst haette. Besonders bei meinem Rucksack sieht das sehr ulkig aus, da er meinen Kopf um min. 30cm ueberragt. Der Nachteil ist natuerlich, dass ich die ca. 24kg kaum stemmen kann und besonders auf laengeren Strecken fast zusammenbreche. Ausserdem bekommen unsere Gepaeckstuecke einen Anhaenger mit dem Hinweis: HEAVY und sind knapp an der Grenze des zugelassenen Gewichts.

Schon vor dem Abflug haben wir online verschiedenste Horror-Geschichten ueber den australischen Zoll gelesen. Die Australier haben anscheinend panische Angst davor, dass Einreisende aus anderen Kontinenten Viren, Epidemien oder fremdartige Naturprodukte mitbringen koennten die das Oekosystem der Insel zerstoeren koennten. Wenn man irgendein Naturprodukt oder etwas pflanzliches in seinem Gepaeck hat muss man dieses bei Ankunft entweder sofort vernichten oder am Zoll deklarieren. Wenn man dies nicht tut, laeuft man Gefahr bei einer Kontrolle ertappt zu werden und Strafen im vierstelligen Bereich bezahlen zu muessen. Dieses Risiko koennen wir nicht eingehen den solche Betraege befinden sich nicht mehr auf unseren Konten... Also haben wir, wie es sich gehoert, alle Risiko-Produkte (z.B. Ketten und Ohrringe aus Holz, Perlen-Armbaender aus Samen, Schalen und Becher aus Kokosnuessen etc.) in eine extra Tuete gepackt und diese vorbildlich deklariert. Das weiss die nette Zoll-Beamtin zu schaetzen und ist sofort unsere Freundin. Nach 10 min Smalltalk erklaert sie uns noch ausfuehrlich warum man diese Dinge auf keinen Fall mit ins Land nehmen darf. Am Ende versprechen wir dann in diesem Land keine der Samen einzupflanzen und alles wieder mit zurueck nach Deutschland zu nehmen.Wir wirken wohl sehr vertrauensvoll und duerfen mit all unserem Krimskrams einreisen. Eine ulkige Vorstellung, dass wir mit dem Besitz ein paar huebscher, bolivianischer Samenkoerner nun in der Lage sind dieses ganze riesige Land ins Verderben zu stuerzen.


da bleibt so manches Reisesouvenir auf der Strecke...

Zum Glueck haben wir uns schon in Buenos Aires um eine Unterkunft in Melbourne gekuemmert und uns so den Aufenthalt in einem ueberteuertem, nervigen Backpacker-Doorm erspart. Stattdessen wohnen wir nun komfortabel in einem Guest House, dass eigentlich eher ein grosses, internationales WG-Haus ist, dass wir uns mit 5 anderen teilen. Wir bewohnen ein gemuetliches, grosses Zimmer und der Gemeinschaftsbereich besteht aus einer top-ausgestatteten Kueche, einem Wohnzimmer mit TV, Dvd Player und vielen Couches, einem sehr grosser Wintergarten, einem Vorgarten und einem Innenhof mit Grill fuer den Sommer. Ein Volltreffer!
Zum ersten mal nach 10 Monaten packen wir unsere Rucksaecke komplett aus, dekorieren unser Zimmer mit allen gesammelten Andenken und fuehlen uns schon nach ein paar Tagen wie zu hause.
Das Haus liegt im Stadtteil “Toorack”. Wenn man das jemandem erzaehlt erntet man stets bewundernde Blicke, denn díeses Viertel ist bekannt fuer seine ueberdurchschnittlich reichen Einwohner die rund um uns herum in chicken, riesengrossen Villen residieren. Eine Nachbarschaft in die unser WG-Haus und wir nicht so wirklich hineinpassen…

unser Zimmer

Kamin ist leider nicht mehr in Betrieb


Haus von aussen



Die ersten paar Tage haben wir ausschliesslich damit verbracht nervigen Organisationkram zu erledigen, wie zum Beispiel das finden und aktivieren einer passenden australischen Handy-Karte, die Eroeffnung eines australischen Kontos, die Beantragung einer Steuernummer und das optimieren und uebersetzten unserer Lebenslaeufe.
Nachdem das erledigt war haben wir uns voll und ganz in die Jobsuche gestuertzt, denn Geld auszugeben das man nicht hat macht leider auch keinen Spass.
Die gute Nachricht ist, dass es wirklich einfach ist in Melbourne einen Job zu finden. Nachdem wir uns zunaechst per Mail auf ausgeschriebene Stellen beworben haben, sind wir schnell dazu uebergegangen lieber direkt persoenlich bei potentiellen Arbeitgebern vorbeizugehen um die Sache etwas zu beschleunigen. Als mein neues Berufsziel habe ich Barista definiert und bin so mit einem Stapel Lebenslaeufen in jedes nett aussehende Café hineinspatziert, habe mit stahlenstem Laecheln “Hello” gesagt, mich kurz vorgestellt und gefragt ob nicht gerade zufaellig eine Stelle frei waere. Der Plan geht schneller auf als erwartet, schon im 2. Laden werde ich zum Probearbeiten eingeladen und am naechsten Tag finde ich sogar ein Café/Bar/Restaurant wo ich noch am selben Tag starten kann. Die Lebenskosten sind gesichert! Auch Kenneth findet in kuerzester Zeit 2 Jobs die er direkt starten kann.

Soweit alles geregelt, aber besser geht immer :-) Gestern kontaktiert mich der super-nette Besitzer der Award-gekroenten Eisdielen “Fritz Gelato”. Mit absurden Antworten auf seinem online-Fragebogen nach meinen schlechtesten Eigentschaften habe ich ihn wohl beeindruckt und werde nach einem kurzen Smalltalk direkt als Full-Time Eisverkaeuferin im Team willkommen geheissen. Auch fuer Kenneth ist (in einer anderen Filiale) eine Stelle als Eismacher frei, die Bezahlung ist super und ratz fatz sind die gerade begonnenen anderen Jobs wieder gekuendigt. Auch das Berufsziel “Barista” ist erreicht, denn ausser Eis mache und verkaufe ich auch Kaffee. Dafuer bekomme ich am Donnerstag extra eine Schulung.
Wer nun denkt ich wuerde unter meiner akademischen Qualifikation arbeiten und meine “Karriere” vernachlaessigen, dem sei gesagt, dass ich hiermit den mit Abstand bestbezahlten Job meines bisherigen Lebens an Land gezogen habe. Die Eissaison geht bis Ende Januar und wenn alles gut geht wird das Konto zur Weiterreise bis dahin wieder gut gefuellt sein.

Nur das Wetter ist leider furchtbar hier. Arschkalt und alle paar Minuten wechselt es von Wind nach Sturm nach Regen, nach Sonne und wieder nach Regen. Hoffentlich kommt bald der Sommer, damit wir an den Starnd gehen und die vielen oeffentlichen Grills und Picknick-Plaetze in den Parks nutzen koennen.

trauriger, grauer Anblick des St. Kilda beach - im Sommer bestimmt toll hier!


Vor lauter Organisation und Jobsuche haben wir von der Stadt selber bisher noch nicht so richtig viel gesehen, aber das wird ab morgen nachgeholt.

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