-schreckliches Medan und Trekking im Dschungel bei Bukit Lawang-

Landung in
Medan auf Sumatra. Hier überkommen einen bereits nach kürzester Zeit
Fluchtgedanken. Die Stadt ist furchtbar und man sollte sich auf keinen Fall länger
hier aufhalten als unbedingt nötig.
Das einzigst
(zumindest anfänglich) amüsante an dieser Stadt sind die vielen jungen
Englisch Studenten die offensichtlich die kollektive Aufgabe ihrer Professoren
bekommen haben ihre Sprachkenntnisse durch “Interviews” mit Touristen zu
verbessern. Diese Aufgabe nehmen sie SEHR ernst und machen regelrecht Jagd auf
die wenigen Ausländer die hier meist nur einen Tag auf der Durchreise zwischenstoppen.
Mit Smartphone-Videos und Gruppenfotos wird die Konversation für die Nachwelt
festgehalten. Die ca. 18jährigen Jungs und Mädels sind dabei sehr aufgeregt
und entschuldigen sich während des Gesprächs meist mehrmals dafür so nervös
zu sein. Wiederholt wird mir gesagt wir
“beautiful” ich bin (nach Angabe meines Alters : ”Ohh…STILL so beautiful”)
Leider bin ich realistisch genug um zu wissen, dass dieses Kompliment natürlich
rein garnichts mit meiner plötzlichen, überirdischen Schönheit zu tun hat,
sonder lediglich mit meinem für diesen Teil der Erde “exotischen” Aussehens.
Helle
Haut + blonde Haare = Schön. So einfach ist hier die Formel.
Wie weit verbreitet der irrsinnige Wunsch nach heller Haut ist kann kann man am
besten durch einen Blick auf die Kosmetikabteilung in südostasiatischen
Supermärkten erkennen: Whitening Produkte wo man hinschaut. Fast sämtliche
Crems, Dusch- und Waschgels beeinhalten Bleichmittel und auf den Etiketten wird
damit geworben in kürzester Zeit hellere Haut bekommen zu können. Schon
absurd, dass die Schönheitsindustrie bei uns in genau die entgegengesetzte
Richtung steuert und wir mit Make up, Rouge, Bräunungscremes und sogar
Solarium versuchen unsere weisse Haut ein paar Nuancen dunkler werden zu
lassen. Verrückte Welt!
Nachdem wir fast alle Studenten Medans
kennengelernt haben sind wir froh endlich aus der Stadt flüchten zu können
und noch froher in Bukit Lawang wieder aus dem Bus zu steigen. Direkt neben dem
Dschungel an einem Fluss gelegen ist dieses gemütliche kleine Dorf der krasse
Gegensatz zum hässlichen, stressigen Medan. Hauptatraktion und der Grund warum
Touristen in diesen netten Ort kommen sind die hier nebenan lebenden wilden und
semi-wilden Orang Utans. Durch ein Rehabilitationsprogramm in den 70ern wurden
verletzte oder verwaiste Orang Utans wieder aufgepäppelt und auf das selbstständige
Leben im Dschungel vorbereitet. Obwohl die Tiere (und deren Nachfahren) nun
frei und eigenständig in der Natur leben sind sie an Menschen gewohnt und
weder ängstlich noch scheu.
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Der Ort: Bukit Lawang |
Um
die Orang Utans zu Gesicht zu bekommen buchen wir einen 2tägigen Dschungeltrek
mit Übernachtung in einem Camp mitten im Wald. Mit Guide “Mogli” (Ja, er sieht
ungefähr aus wie Mogli aus dem Dschungelbuch) geht es am nächsten Morgen los.
Die Bedenken vielleicht keinen Orang Utan zu Gesicht zu bekommen lösen sich
schon nach der ersten Stunde in Luft auf. Die Guides sind gut darin die Tiere
in den dichten grünen Blättern zu entdecken und wir sehen bereits am
Vormittag mehrere Weibchen mit ihren Babys. Durch Rufe lassen sie sich anlocken
und kommen so nah an uns heran, dass es fast schon beängstigend ist. Nur
wenige Meter von unserer Gruppe entfernt hängen sie in den Bäumen und während
wir und die Affen uns gegenseitig beobachten scheint es fast so als wenn die
Tiere für unsere Kameras posieren würden. Auch die strubbeligen süβen Babys
sind toll zu beobachten.
Orang Utans gibt es nur in Indonesien. Orang ist das indonesische Wort für
Mensch, Utan bedeutet Wald. Waldmensch also. Die DNA des “Waldmenschen” stimmt
zu 96,4% mit der des Menschen überein,
was man sich beim längeren Beobachten der Tiere gut vorstellen kann. Auβer
Orang Utans sehen wir noch Horden an kleinen Makaken-Äffchen, einige Vögel
und auch ein paar andere Touristen.
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klettern |
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Lunchpause |
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Makaken |
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Orang Utan Nr.1
Der erste Menschenaffe den ich in freier Wildbahn sehe. |
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Posing fuers Foto |

(Fast)
wilde Tiere von so nahem sehen ist toll und sehr beeindruckend, ansonsten kann
ich allerdings nur sagen, dass Trekking im Dschungel auch nicht spaβiger ist
als irgendwo anders. Der Dschungel ist ein einziges grosses Gebirge und sobald
wir einen steilen Hang erklommen haben geht es auf der anderen Seite wieder
hinunter. Bei der tropischen Luftfeuchtigkeit sind unsere Klamotten in kürzester
Zeit pitschnass und der Schweiss tropft von Nase und Kinn. Da Regenzeit ist,
ist der Boden schlammig und verdammt rutschig und meine profillosen Skaterschuhe
sind zwar bequem, für so eine Wanderung aber mal wieder absolut ungeeignet.
ICH BIN SAUER!
Kurz vor dem Camp kommt uns Orang Utan “Jackie” entgegen gelaufen. Der
vorrangehende Guide sieht sie als erster und dreht sich mit den Worten “Don’t
panic. Very friendly” um. Langsam und gemächlich (wie ein Mensch) klettert uns
Jackie den steilen Hang entgegen und läuft so nah an uns vorbei, dass sie uns
streift. Jackie hatte eine besonders intensive Bindung zu ihrem ehemaligen
Pfleger und ist dafür bekannt gerne mal auf Tuchfühlung zu gehen. Sie
umklammert das Handgelenk der Französin aus unserer Gruppe und will sie nicht
mehr loslassen. Nur durch ein grossangelegtes Ablenkmanöver mit einem Strauss
Bananen kann sie letztendlich befreit werden.
Zum Glueck bleiben wir von einer Begegnung mit “Minna” einem berüchtigten,
agressiven Orang Utan verschont. Ueber 80 Menschen hat Minna bereits
angegriffen und bei einer möglichen Aufeinandertreffen hätte das Kommando nur
“RUN!” gelautet.
Das Camp für die Nacht liegt idyllisch an einem Fluss mitten im Wald, doch so
richtig darüber freuen kann ich mich nicht. Alle anderen sind nach 7 Stunden
laufen, klettern und rutschen zwar genauso erschöpft wie ich, doch mal wieder
bin ich die einzige in der Gruppe die diese Art der körperlichen Ertüchtigung
nicht genossen hat.
Warum mache ich das also immer wieder? In diesem Fall weil
die Orang Utans leider nicht freiwillig zu mir an die Hangematte kommen, damit
ich sie beobachten kann…
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Dschungelcamp |
Zum
Glück steht Tag 2 unter dem Motto “Relaxen & Spaβ”. Wir laufen zu einem nahe
gelegenem Wasserfall zum duschen, baden, schwimmen und auf warmen Steinen in
der Sonne liegen. Zurück ins Dorf geht es nicht zu Fuβ sondern in groβen
Autoreifen den Fluss hinunter: Tubing. Mit dem Gepäck in Plastiktüten
verpackt treiben wir fröhlich singend und ganz entspannt zurück ins Dorf. Ein
groβer Spaβ!
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Tubing |
Zurück
in Bukit Lawang bleiben wir aus verschiedenen Gründen mal wieder etwas länger
dort hängen. Zum einen weil meine Muskeln sich wieder entspannen müssen, zum
anderen weil wir ein groβartige Hütte beziehen - etwas abseits an einem Hang
gelegen, direkt am Dschungel, mit grosser Terasse und Blick auf den Fluss. Fast
doppelt so teuer wie die meisten anderen (ebenfalls tollen) Bungalows, aber 7
Euro Miete pro Nacht war uns der Luxus wert.
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Unsere Huette |
Obwohl
vermutlich das gesamte Dorf vom Tourismus lebt hat man sich in Bukit Lawang
eine erstaunliche, ehrliche Freundlichkeit bewahrt. Niemand drängt sich auf,
niemand versucht einem irgendetwas zu verkaufen oder einen in sein
Guesthaus/Restaurant zu locken. Soetwas ist in Touristendestinationen leider
eher selten. Stattdessen gibt es jeden abends irgendeinen Ort wo alle
(Touristen und Einheimische) zusammensitzen und Bier trinken. Irgendwer hat
immer eine Gitarre und Trommeln dabei und nach ein paar Tagen sind wir bereits
textsicher im Mitsingen der Songauswahl und der berühmten Bukit Lawang Songs.
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Bier, Musik und Gesang |
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auch hier: unvermeidliche Interviews mit Studenten |
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