11. Januar 2015

Unweihnachtlicher Religions-Mix

-Jakarta, Yogyakarta und die Tempel Prambanan & Borobudur-


Es mag daran liegen, dass wie Jakarta keine wirkliche Chance gegeben haben – vielleicht waren wir zu voreingenommen auf Grund der Berichte anderer Traveller oder unseres Guidebooks. Trotzdem: In der Hauptstadt Indonesiens konnten wir einfach nichts entdecken was uns irgendwie gefallen oder begeistert hätte.
Selbst ich als hartgesottener Urbanist sehe hier nicht mehr als Verkehrschaos, Staub, graue Strassen und eine überhaupt nicht schöne Altstadt. Einen Besuch wert war höchstens der Segelschiff-Hafen und das gemütliche Viertel um den Fischmarkt herum. That’s it!

Segelschiff Hafen "Sunda Kelapa"


traditionelles Viertel in der Naehe des Fischmarktes

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nicht weiter schlimm also, dass die einzigen Zug-Tickets zur Weiterreise die noch zu ergattern waren bereits auf den 3. Tag nach unserer Ankunft datiert waren.
Zugfahren ist toll und mit Abstand meine Lieblingsart der Fortbewegung! Obwohl wir in der niedrigsten Klasse reisen, vergehen die 8 Stunden wie Nichts. Nachdem wir die Slum-Vororte Jakartas hinter uns gelassen haben bestimmen grüne Huegel, Dörfer, Reisfelder und darauf arbeitende Bauern das Fenster-Kino. Ein bisschen Essen, ein bisschen Lesen, ein bisschen Schlafen und schon sind wir da.  Viel zu schnell...Schade.
In Yogyakarta legt unsere Reise eine unfreiwillige Pause ein. Leider stelle ich fest, dass mein Magen doch noch nicht immun gegen sämtliche Infektionen ist und muss mich die kommenden 4 Tage in unmittelbarer Nähe des Klos aufhalten.

Schattenpuppentheater im Sultanspalast - von vorne

und von hinten

kleine Gaesschen um den Palast herum
Die Indonesier sind grosse Fans von Voegeln in Kaefigen
und haengen diese als Dekoration ueberall hin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Unser unweihnachtliches Weihnachten steht dieses Jahr ganz im Zeichen des Religions-Mix: In einem muslimischen Land “feiern” wir die christlichen Feiertage indem wir einen hinduistischen und einen buddhistischen Tempel besuchen.
In Yogyas nächster Umgebung gibt es zwei der schönsten Tempel Indonesiens zu besichtigen. Wir beginnen mit dem hinduistischen: PRAMBANAN.
Leider befinden wir uns aktuell in der denkbar ungünstigsten Zeit zum Reisen in Indonesien. Obwohl das Land durch und durch muslimisch ist, sind momentan allgemeine Weihnachts- und Neujahrsferien und alle haben frei! Allein auf Java bedeutet das ca. 130 Millionen Einwohner die genau wie wir die Highlights des Landes besuchen wollen. Nicht nur Yogjakarta ist somit unangenehm überlaufen und vollgepackt, sondern erst recht die Tempel.
Bevor man überhaupt den Tempelkomplex wahrnehmen kann fallen einem erstmal die Armeen an Kindern in ihren einheitlichen Uniformen auf. Natürlich bleibt unser Eintreffen nicht lange unbemerkt und gemeinsam mit einer hanvoll anderer (weisser) Touristen greaten wir schnell in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Man möchte Fotos machen. Nicht etwa von den schönen über 1000 Jahre alten Tempel, sondern von uns. Im Gruppen- oder Selfie-Fotoshooting mit Indonesiern sind wir mitlerweile routiniert – sogut wie jeden Tag machen wir ein paar davon. Bei der dichten Konzentration von Menschen in diesem Tempel eskaliert die L̈̈age jedoch und wir absolvieren einen Spieβroutenlauf von Foto zu Foto. “Mister! Picture! Picture! Miss! please! you me photo?” Leider spricht fast niemand besser Englisch als wir Indonesisch und die Kommunikation geht über Lächeln und ein gemeinsames Foto nie hinaus. Schade. Kaum haben wir ein Foto gemacht wartet dahinter schon die nächste Gruppe um ebenfalls mit uns fotografiert zu werden.
Wir wissen nun wie es sich anfühlen muss prominent zu sein, doch so ist es natürlich unmöglich für uns diesen Besuch wirklich zu geniessen. Völlig genervt flüchten wir in einen abgelegenen Bereich zur Kriesenberatung und beschliessen, dass wir genau eine Möglichkeit haben: “Nein” sagen! Bisher habe ich es immer für unfreundlich erachtet eine Kleinigkeit wie ein schnelles gemeinsames Foto abzulehnen, doch das ist heute anders. Wir üben uns ab sofort im möglichst freundlichen “Nein” sagen. Dafür ernten wir eine Menge überraschter und enttäuschter Blicke, doch haben endlich unsere Ruhe. Da es bei den Fotos ja nicht wirklich um uns geht, sondern nur um ein unsinniges Foto mit einer beliebigen weiβen Person finden wir unser Verhalten für diesen Tag vertretbar.
Auf Dauer zwar auch anstrengend, aber wenigstens sinnvoll sind die Interviews die Schüler und Studenten zur Verbesserung ihrer Englischkenntnisse mit uns machen wollen/sollen. Das muss natürlich unterstuetzt werden und kann unmöglich abgelehnt werden.
Der hinduistische Tempelkomplex Prambanan besteht aus ca 10 Einzeltempeln  in die man fast alle hineinklettern kann. Im 9. Jhd. errichtet, ist die Anlage erstaunlich gut erhalten. (Ich hoffe der überhöhte Eintrittspreis, den wir als Ausländer bezahlen mussten trägt weiterhin dazu bei) Auch wenn wir den Anblick leider mit viel zu vielen anderen Menschen teilen mussten, es hat sich gelohnt und Prambanan ist absolut sehenswert.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Hippie-Hose! Nicht schoen, aber das bequemste
Kleidungsstueck aller Zeiten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 

Noch beeindruckender ist BOROBUDUR, der buddhistische Tempel den wir am nächsten Weihnachtstag besuchen. Da dieser mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen ist, haben wir uns für den organisierten Transport entschieden. Um 4 Uhr Nachts werden wir vom Hotel abgeholt um den berühmten Sonnenaufgang über dem Tempel zu sehen. Wie bereits die letzten ca. 10 male als ich mich zu dieser Uhrzeit aus dem Bett gequält habe um die Sonne aufgehen zu sehen hat es sich natürlich nicht gelohnt! Die Sonne lässt sich nichtmals ansatzweise blicken und der Tempel ist in dichte Nebelschwaden gehüllt, aus denen nur die Kuppel herausragt. Ich hätte es besser wissen sollen!




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Natürlich sind auch hier viel zu viele Leute unterwegs, doch da wir von Anfang an alle Fotoanfragen konsequent ablehnen, sind wir wesentlich entspannter als gestern. Borubudur wurde ebenfalls im 9. Jhd. errichtet und ist ein pyramidenförmiger Klotz, bestehend aus 9 Ebenen um die man einzeln herumlaufen kann. Insgesamt 2672 Türmchen und 504 Buddha Statuen dekorieren den Tempel. Jeder einzelne Winkel ist detaillreich mit Ornamenten oder Bildergeschichten verziert. Einer der schönste Tempel den ich je gesehen habe…
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 




 

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