29. Juni 2015

Kenneth, Ich & die Vogelspinne

-Sri Lankas Norden: Mannar, Jaffna und die Jaffna Peninsular-


Der Norden Sri Lankas unterscheidet sich vom Rest des Landes. Hier befand sich nicht nur jahrelang das Zentrum des Buergerkriegs, auch der Tsunami 2004 schlug erbarmungslos ein. Beides hinterliess eine traurige Spur der Armut und Verwuestung. Sowohl im Zentrum von Jaffna wie auch in den Vororten und dem Rest der Peninsular liegt noch immer eine groessere Anzahl der Haeuser in Truemmern. Staendig wird man durch die mittlerweile zugewucherten Ruinen an eine traurige Vergangenheit erinnert von der jeder der hier lebt betroffen ist (oder war). Oefter als irgendwo sonst im Land werden wir um Geld gebeten – von Menschen die uns stumm ihre Kriegsverletzungen zeigen. Grosse Flaechen der Peninsular sind vom Militaer besetzt und es wird greaten sich nicht zu weit in die Wildnis zu schlagen, da noch immer viele Mienen unter der Erde scchlummern. Eine Mischung aus all dem ist wahrscheinlich der Grund dafuer, dass Touristen diesen Teil des Landes fuer gewoehnlich auslassen - und einiges verpassen.
Strassenleben in Jaffna-city
 
 
Jaffnas Bibliothek: Im Krieg komplett abgebrannt und seit kurzem wieder
neu aufgebaut
 
Andere Sprache (Tamil) andere Religion (Hindu)
 
 
Schild an der Tuer eines Privathauses.
Vollbewaffnete Soldaten gehoeren hier noch immer zum Alltag


















Ruinen-Mahnmal in der Innenstadt, eines der Vielen.







































Nachdem wir fast einen ganzen Tag damit verbracht haben irgendwen davon zu ueberzeugen uns fuer ein paar Tage einen Roller zu verleihen, haben wir endlich Erfolg. Ein eigenes Transportmittel ist so ziemlich die einzige Moeglichkeit sich die abgelegenen Teile der Peninsular anzusehen... denn abgelegen sind sie wirklich. Zwei Tage lang touren wir endlang der noerdlichsten Nordkueste und ueber ihre vielen kleinen Inseln. Hier hat man das Gefuehl sich am Ende der Welt zu befinden und irgendwie tut man das ja auch.
Tsunami Ruinen an der Nordkueste
 
Die Straende gehoeren den Fischern
 
 
 
Zum trocknen aufgehaengte Tabak-Blaetter
 
ueber Daemme und per Boot erreicht man die vielen kleinen Inseln
























































In Jaffna couchsurfen wir bei einem extrem netten, ruhigen, klugen Mann, etwas ausserhalb der Stadt in einem huebschen Haus mit grossem Garten. Sumil ist Uebersetzer und verdient all meinen Respekt dafuer unter anderem “Der Name der Rose” ins singhalesische uebersetzt zu haben. Wir werden bekocht, unterhalten und alles ist absolut grossartig…fast alles.
Herzlich willkommen in meinem persoenlichen Alptraum:
Leider wache ich in der ersten Nacht auf um aufs Klo zu gehen und der Schein meiner  Kopflampe faellt auf die mit Abstand groesste, fetteste, eklige Riesen-Spinne die ich je in meinem Leben ausserhalb eines Terrariums gesehen habe. Im Licht der Taschenlampe natuerlich NOCH riesiger und gruseliger, ist das Ding auch wenn man jegliche Uebertreibung subtrahiert nocht gut eine Hand gross. Haare, dicke Beine, massiver Koerper – das ganze Programm. Das wars mit Schafen, ich fluechte ans andere Ende des Raumes und kontrolliere in regelnaessigen Abstaenden ob die Vogelspinne noch an ihrem Platz sitzt. Kenneth, deutlich weniger beeindruckt, bewegt sich selbst und seine Matratze keinen cm von dem nur 1m entfernten Tier weg und schlaeft unverstaendlicher weise einfach weiter. Mein Lieblingsmoment ist der in dem er sich direkt neben der Spinne seelenruhig mit Mueckenschutzmittel einschmiert. Wen interessieren den jetzt noch kleine Muecken?
Natuerlich ist das Viech irgendwann verschwunden. Ich entschide mich dafuer, dass dies eher ein beunruhigender als positive Zustand ist, denn schliesslich koennte es ja nun ueberall sein. Zum Beispiel auf meinem Kopf (theoretisch meine ich…)
In der naechsten Nacht geht der Terantel-Horror in die naechste Runde. Das Tier scheint offensichtlich sein bevorzugtes Jagdgebiet neben unserem Nachtlager zu haben und ist zurueck! Die Geschichte muss an dieser Stelle hauptsaechlich deshalb erwaehnt werden um Kenneth als meinen Helden zu ehren. Mit einem grossen Glas und einem Teller faengt er das Tier todesmutig ein und bringt es hinaus ans andere Ende des Gartens. Mein Vorschlag es zu toeten (wie auch immer man das bei einem solchen Brocken machen wuerde), oder es zumindest in seinem Gefaengnis zu lassen bis wir wieder abreisen, wird abgelehnt. Auch Sunil ist von unserer Story wenig beeindruckt. Die Vogelspinne hat er schon oefter gesehen “Die tut nix, ist harmlos!”
Natuerlich habe ich in der ganzen Panik nicht daran gedacht das ganze photographisch zu dokumentieren, doch die spaetere Internet-Recherche ergibt: Es handelte sich um eine Tieger-Vogelspinne die in Sri Lanka oefter vorkommt und eine Spannweite von 16cm haben kann.
Zu viel googeln macht wie immer paranoid. Man stoesst beispielsweise auf Horror-Nachrichten aus dem Bereich der Wissenscchaft indenen man im Norden Sri Lankas kuerzlich eine neue Art von Vogelspinne entdeckt hat, die grosser als ein menschlicher Kopf sein kann.


Desensibilisierung funktioniert. Von normalen bis mittelgrossen Spinnen ueber Kakerlaken und saemtlichem anderen Krabbelgetier kann mich nichts mehr schocken…doch jede Abhaertung hat seine Grenzen.

Jackfruit Curry kochen ueber offenem Feuer mit Sunil


















Jackfruit ist die groesste Frucht der Welt


























mit kompletten Gepaeck zum Bahnhof.
 

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