22. März 2013

Busfahrten ins heilige Tal


Die Busfahrten werden nicht meine Freunde.

Fahrt Nr. 1 Ayacucho nach Andahuaylas:
Es beginnt unglueckverheissend. Der Bus ist kaputt und das schon bevor wir die Stadt ueberhaupt verlassen. Ein Reifen scheint platt zu sein, doch das ist hier kein Grund die Fahrt nicht trotzdem anzutreten. Hinzu kommt das bereits am Terminal einer der vielen Wundermittel-Verkaeufer zugestiegen ist und begonnen hat seine  ca. einstuendige Verkaufsveranstaltung zu absolvieren. Vorne im Bus stehend haelt er einen euphorischen Monolog ueber die Gesundheit und das Gebrechen der Menschheit. Mit voellig veralteten Abbildungen in vergilbten, zerfledderten Zeitschriften versucht er den Nutzen seines Natur-Praeperats zu verdeutlichen das natuerlich gegen alles hilft. Lautstark propagiert er medizinische Weisheiten aus den 20er Jahren und hoert einfach nicht auf zu reden. So sehr sie uns auch nerven haben diese pseudo Mediziener anscheinend trotz allem ihre Daseinsberechtigung, denn es gibt immer (wirklich IMMER) Fahrgaeste die die Produkte, in diesem Fall ein Artischocken-Extrakt, kaufen wollen.
Nachdem wir 2 Stunden gefahren sind und mitten im nirgendwo in den Bergen  sind, wird beschlossen nun doch den kaputten Reifen zu reparieren. Zwei  Maenner versuchen diesen zu wechseln (und ca. 20 stehen daneben und schauen zu) doch die Aktion bleibt erfolglos. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht das dieser Stop der einzige der ganzen Fahrt bleiben sollte. Statt den angekuendigten 7 brauchen wir mehr als 10 Stunden und haben weder Proviant dabei noch eine Toilette an Board. Voellig ausgehungert kaufe ich alles was die fleissigen Berg-Frauen neben den Fenstern anpreisen. Maiskolben, Kaese, Fruechte, Kartoffeln mit Ei etc., fuer das Klo-Problem gibt es jedoch keine Loesung.

Fahrt Nr.2 Andahuaylas nach Abancay:
Das unsere Rucksaecke im Regen auf dem Dach des Minibusses unter einem riesigen Netz mit (lebenden) Huehnern und Meerschweinchen reisen muessen ist noch lustig. Nicht mehr ganz so lustig ist dann, dass sich auf den Platz neben mir ausgerechnet ein voellig verdreckter, ungepflegter und stinkender Campensino niederlaesst. Ich kann verstehen, dass es fuer die Bauern in den Bergen kein grosser Spass ist sich mit dem eiskalten Bergwasser zu waschen, aber dieser Typ hat sicher seit Wochen keine Seife mehr gesehen. Waehrend ich mich anstrenge nicht zu seinen verkrusteten Fuessen und Ohren zu schauen faengt er zum Glueck an Koka-Blaetter zu kauen, sodass der Geruch der Kraeuter den seines Koerpers wenigstens etwas neutralisiert. Nach ca. 30 min: Ein kleines Maedchen, das unbeachtet auf dem Schoss ihrer schlafenden Mutter liegt muss kotzen und tut dies einmal quer durch den Bus. Der gesamte Bus inkusive der Kleidung der in der Naehe sitzenden Fahrgaeste ist voellig eingesaut. Die total ueberforderte, viel zu junge Mutter faengt an unmotiviert den Boden mit der Jacke des Maedchens zu putzen und schlaeft wenig spaeter wieder so fest ein, dass sie die naechsten Kotzatacken ihrer Tochter ueberhaupt nicht mehr mitkriegt...und das trotz unbefestigter Serpentinen-Strasse wo wir von einem Schlagloch ins naechste runpeln und auf unseren Plaetzen mehr huepfen als sitzen.

Nach dieser wirklich nicht sehr schoenen Fahrt quer durchs Land sind wir nun in Cuzco und es gibt wieder erfreulicheres zu berichten. Die Stadt ist grossartig und wirklich schoen. Leider wird der Charme etwas zerstoert durch die viel zu vielen Touristen und die ueberall praesenten aufdringlichen Verkaeufer. Massage?  Painting? Souvenir? Tattoo? Cocaine? Pizza? Tour?


















Ruinen Saxayhuaman auf einem Berg ueber Cuzco

















Ueber Couchsurfing haben wir hier Connie und Chris gefunden, ein Oesterreichischen Paerchen, dass hier vor kurzem eine Juice-Bar eroeffnet hat und das dahinterliegende Hostal verwaltet. Sehr nette Menschen. Durch einen Zufall haben wir so auch unseren ersten Reise-Job an Land gezogen. Die beiden brauchen gerade dringend Hilfe bei der Renovierung des Hostals und so kam es dazu, dass wir hier umsonst wohnen und essen und dafuer den vielen alten Holztueren eine schicke neue 2farbige Lackierung verpassen. Eine spassige, fast schon meditative Aufgabe, die bei Sonnenschein und lauter Musik eigentlich Spass macht.
Jeden 2. Tag haben wir „frei“ und somit genug Zeit die Stadt und die Umgebung zu erkunden. Aussderdem wohnt im Hostal ein netter bunter Mix aus Couch-Surfing Leuten und es ist immer was los. Super Reisetips zu saemtlichen Zielen sind inbegriffen.

In ein paar Tagen starten wir zusammen mit 2 anderen Deutschen zum Machu Picchu und machen dann im Anschluss eine Tour durch die kleinen Doerfer des „Heiligen Tals“.

Fotos sind noch nicht gesichtet und werden nachgeliefert.

12. März 2013

La Vendimia - Koeniginnen und Weinproben


Durch einen Couch Surfing Kontakt haben wir in Ica  zum absoluten Schnaeppchen-Preis in einem chicken Guest-House wohnen koennen. In einem Zimmer, das aussah wie aus einem Schoener-Wohnen-Katalog, u.a. mit ferngesteuertem Ventilator, haben wir uns zwar etwas fehl am Platz gefuehlt, aber ein bisschen Luxus kann ja nicht schaden. Aussderdem haben wir mit dem Zimmer auch Luis, den Besitzer mitgebucht der es sich zur Mission gemacht hatte uns das Weinfest, die Stadt und die Umgebung zu zeigen.

"La Fiesta de la Vendimia" ist ein feucht-froehliches Weinerntefest bei dem wir zahlreiche Bodegas (Weingueter) besichtigt haben und dort natuerlich soviel Wein und Pisco (Weinbrand) probiert haben wie moeglich. Aussderdem gibt es ein grosses Festival-Gelaende in der Stadt wo man den ganzen Tag zu mehr oder weniger gute Salsa Bands schwoofen, oder sich mit leckeren lokalen Spezialitaeten vollstopfen kann. Als Auslaender eine kleine Sensation, wurden wir mit Weintrauben geradezu ueberhauft und haben es selbst 5 Tage spaeter noch nicht geschafft diesen Vorrat aufzuessen.
Am Abend konnte man  den semi-schoenen Weinkoeniginnen aus den verschiedenen Regionen beim  Weinstampfen, tanzen und Trauben praesentieren zusehen. Obwohl Weinkoenigin fuer mich immer nach einem prima Titel klang habe ich schnell Mitleid mit den  unbeholfenen 16 jaehrigen Maedels und ihrem verkrampft aufgesetzten kuenstlichen Laecheln. Spass haben die auf jeden Fall nicht.



Weinfelder

Weinlager


















Huacachina 
Nur wenige Kilometer von Ica entfernt liegt Huacachina, eine kleine Oase mitten in der Wueste.
Fuer ein paar Soles kann man sich hier  Bretter ausleihen und die hohen Sandduenen, die den kleinen See umgeben herunterboarden. Ein grosser Spass und tatsaechlich fast wie Snowboarden. Da es leider keinen Lift gibt und man die Duenen im heissen Sand immer wieder selbst hochlaufen muss allerdings unglaublich anstrengend.
































Mangobaeume: Ueberall und mit Abstand
die leckerste Frucht aller Zeiten
























Vorbei ists mit dem Luxus-Busfahren. Die Klimaanlage des Busses der uns ueber Nacht nach Ayacucho in den Bergen bringt ist defekt. Dafuer funktionierte die Heizung offensichtilich umsobesser und laeuft permanent auf vollen Touren. Bei 35 Grad im Bus und kurvigen Berg-Strassen bin ich nicht die einzige die von den immer mitreisenden Kotztueten gebrauch machen muss. Eine 8 stuendige Horrorfahrt!

Ayacucho ist das Bruegge Perus. Eine sehr gemuetliche, sympatische Stadt in der es hauptsaechlich alte Gebaude, Kirchen und Kopfsteinpflaster gibt. Trotzem ein schoener Zwischenstopp fuer 2 Tage.



Fruehstueck auf dem Mini-Balkon in unserem Zimmer





alte Frauen in den Bergdoerfern:
meistens nicht groesser als 1,30m




Die naechste Etappe auf dem Weg nach Cusco is Andahuaylas ein kleines Bergdorf. Obwohl es nur 150 km von hier entfernt liegt, laesst die Fahrtzeit von mindestens 9 Stunden nichts gutes ueber den Zustand der Strasse vermuten...




4. März 2013

Kuestentour


Einmal fast die komplette Kueste hinunter sind wir nun ziemlich weit im Sueden Perus, mitten im peruanischen Weinanbaugebiet.

Seit dem letzten Bericht haben wir einen „Mini-Strandurlaub“ in Pacasmayo verbracht und vorallem die Hauptstadt gesehen.



lecker: Ceviche (rohe Meeresfruechte in Zitronensauce)






























Einer der bereits beschrieben Luxusbusse hat uns in einer 12 stuendigen Nachtfahrt sehr komfortabel nach Lima gebracht. Diesmal gab es sogar ein komplettes Flugzeug-Menu in Aluschalen, dass uns seviert wurde.
Lustig war das wir mit einer 30 minuetigen Verspaetung abfahren mussten, da unsere 2 (ziemlich kleinen) Rucksaecke nicht mehr in den Laderaum zu kriegen waren. Da die Leute hier wirklich ALLES in den Bussen transportieren  war der Bus bereits bis zum Anschlag mit Saecken von Kartoffen, Kisten voller Fruechte, Milchfaessern, Surfbrettern, einem Bett incl. Matratze, Umzugskisten, Altpapier und jeder Menge weiterer loser Gepaeckstuecke vollgestopft.

















Lima ist eine grossartige Stadt die wir beide zur tollsten bisher auf dieser Reise gesehenen Grossstadt gekuert haben...und das nicht nur wegen den unbegrenzten kulinarischen Moeglichkeiten und dem Starbucks Kaffee.
Viel touristisches Programm haben wir nicht absolviert, hauptsaechlich Stadtspatziergaenge durch die verschiedenen Viertel, viel gegessen,  viel getrunken, Shopping im wuseligen Chinatown und ein Franziskanerkloster mit darunterliegenden Massengarb-Katakomben besichtigt.

Strassenparade in Lima




wunderbares Hppie-Hostal in Lima






















Von Lima ging es weiter nach Lunahuana in der Weinregion wo wir ein paar Weingueter besucht haben und natuerlich auch fleissig probiert haben. Obwohl das Dorf eigentlich mitten in der Wueste liegt, umgeben von hohen ausgetrockneten Felsen gibt es im Tal, in der Naehe des Flusses trotzdem eine Menge Weinfelder die offensichtlich der Ursprung ziehmlich leckeren Weines sind.
Leider hatten wir uns in eines der bisher schrottigsten Hostals einquartiert und mussten uns mit einer Horde Kaefern das Zimmer teilen, noch dazu auf der durchgelegensten Matratzen ever schlafen und versuchen uns unter einer nur sporadisch funktionierenden Dusche zu waschen.










Um diesen Fehltritt wieder auszugleichen haben wir uns hier in Pisco mehr Muehe bei der Hostalsuche gemacht und wohnen aeusserst komfortabel. Mit Minipool, riesiger Dachterasse und blitzblanken Zimmer gibts nun nichtsmehr auszusetzten
Soeben sind wir von einer Tour zu den „Poor men’s Galapagos Islands“ zurueckgekommen. Die echten Galapagos Inseln haben wir von unserer Route gestrichen haben, da ein Trip dorthin mehr als ein Reise-Monatsbudget gekostet haette. Obwohl wir eigentlich nicht dran geglaubt haben war der heutige Trip (fuer nur 10 Euro) tatsaechlich ein guter Erstatz. Delphine (auch mit Babys) sind direkt neben unserem Boot herumgesprungen und wir konnten Seeloewen und Pinguine aus ein paar Metern Entfernung beobachten. Ausserdem gab es tausende von verschiedenen Voegeln die nicht nur ueberall waren sondern auch ueberall hingeschissen haben. Zum Glueck hatten wir Kappen dabei, aber ein paar andere auf dem Boot hat es erwischt.



die kleinen schwarzen Knubbel sind die Babys





































Ansonsten gibt es noch zu berichten, dass ich mich vor ein paar Tagen auf eine Waage gestellt habe und feststellen musste, dass ich mindestens 10 kg abgenommen habe seit wir losgefahren sind. Der vielen Bewegung und der fehlenden Buero-Fressattacken sei Dank! Jippieee! So habe ich ganz ohne Diaet mein Ideal-Gewicht von vor 10 Jahren wiedererreicht.

Morgen fahren wir weiter nach Ica wo gerade die „Fiesta de vendimia“, das Weinerntefest gefeiert wird.