31. März 2014

Noosa Everglades

Der Hauptgrund fuer unseren Stop in Noosa ist die Kanu Tour durch die australischen “Everglades” die wir dort machen wollen. Nach dem ersten Tag in dem Strandort stellen wir fest, dass Noosa selber es durchaus auch wert waere hier etwas mehr Zeit zu verbringen und aergern uns zum ersten mal ueber unseren festgelegten Reiseplan der keine spontanen Aenderungen mehr zulaesst.



Noosa - schoene Straende und National Park
 
 

So geht es direkt am naechsten Morgen in aller Fruehe los in die Everglades. Mit einem Kanu, unserem Gepaeck und der kompletten Ausruestung werden wir am “Noosa upper river” ausgesetzt und unserem Schicksal ueberlassen. Die Tour ist ein “Self guided Trip” was den netten Vorteil hat, dass wir keinen pseudo-coolen, gezwungen-lustigen guide dabei haben der permanent versucht uns zu bespassen. Stattdessen koennen wir und die ca. 10 anderen der Gruppe die naechsten 3 Tage komplett selber entscheiden was wir wann tun oder lassen wollen. Natuerlich werden wir vorher mit Wegbesschreibung und Infos ausgestattet, sodass nichts schief gehen kann. In unserer Ausruestung befindet sich zudem ein Schlangenbiss-First-Aid-Kid, dessen Gebrauch uns ebenfalls kurz erlaeutert wird.

Nachdem wir unser Kanu mit allem ueberlebenswichtigem beladen haben kanns losgehen. An Board befinden sich ausser uns beiden eine Thermo-Tuhe voller Lebensmittel die wir am Vortag eingekauft haben, ein Kanister mit 20L Trinkwasser, eine wasserdichte Tonne mit unserem Gepaeck, eine weitere mit unserem Zelt, sowie eine grosse Tasche mit Campingkocher, Besteck, Tellern und allem was man zum kochen braucht. Vom Startpunkt aus sind des ca. 2 Paddel-Stunden bis zu unserem Bush-camp fuer die naechsten 2 Naechte.

 
 
 
 

 

Im Noosa upper river fliesst angeblich sehr sauberes Suesswasser. Durch die hineinfallende Rinde der am Ufer wachsenden Teebaumoel Baeume hat sich das Wasser allerdings in eine glatte, schwarze, spiegelnde Flaeche verwandelt. Auch wenn man wirklich NICHTS unter der Oberflaeche erkennen kann und der Fluss bedrohlich dunkel wirkt, soll ein Bad darin sehr gesund fuer Haut und Haare sein und eine heilende Wirkung haben. Das schoenste daran sind jedoch die krassen Spiegelungen die im Wasser entstehen. Der Himmel und der Wald am Ufer reflektieren sich fast eins zu eins im glatten Wasser. Noch dazu haben wir grossartiges Wetter, die Sonne scheint, der Himmel ist blau und wir sind trotz leicht anstrengendem paddeln auf Anhieb begeistert.

 
 

Optische Taeuschung? krasse Spiegelungen im glatten, schwarzen Wasser

 
 

Das Bushcamp ist wie angekuendigt sehr basic. Ein Stueck Wald am Rand des Flusses, keine Duschen und nur Plumsklos. Dafuer ist unsere Gruppe umso sympatischer. Den gesamten Nachmittag und Abend verbringen wir mit kochen, Wein trinken und Unterhaltungen. Da es natuerlich auch keine Elektrizitaet gibt und es schon um 18 Uhr stockdunkel ist gehen wir nach einem naechtlichen Kanu Ausflug unter dem beeindruckenden Sternenhimmel alle frueh schlafen.
 

die Gruppe

 

Am naechsten Tag gehts weiter flussaufwaerts. Da es wirklich heiss ist huepfen alle in regelmaessigen Abstaenden ins erfrischende Wasser. Das hier angeblich schon 3m lange Haie und riesige Schlangen gesichtet wurden koennen wir erfolgreich verdraengen. In dem dunklen Wasser wuerden wir sie sowieso erst bemerken wenns schon zu spaet ist.
Obwohl das Paddeln anstrengender ist, als vorher angenommen geben Kenneth und ich nicht auf bis wir einen kleinen, einsamen Strand mit weissem Sand und bunt—schimmerndem Wasser finden.
 

einsamen Sandstrand gefunden

 
 
 


Am letzten morgen stehen wir um 5 Uhr auf um im Kanu auf dem Fluss den Sonnenaufgang anzuschauen. Obwohl ich nicht damit gerechnet habe, lohnt sich das fruehe aufstehen, wie die Fotos beweisen koennen.

Wer um 5 Uhr aufsteht kann auf dem Fluss im Kanu den Sonnenaufgang anschauen
 
 
Wir sind ein bisschen traurig schon heute in die Zivilisation zurueck zu muessen, aber bereits am abend geht unser Bus der uns zum naechsten Highlight faehrt: Fraser Island.
 

das Gepaeck

 

29. März 2014

State of Sunshine

Mit der Fahrt nach Brisbane erreichen wir schon wieder einen neuen australischen Staat: Queensland “The Sunshine State”. Gegen ein bisschen sunshine haben wir nichts einzuwenden und zumindest in Brisbane kriegen wir definitive genug davon.

Auch wenn die Stadt im Vergleich zu z.B Sydney keine grossartigen Sightseeing Highlights zu bieten hat, ist sie uns auf Anhieb sympatisch. Durch die Stadt fliesst ein huebscher Fluss auf dem man umsonst mit der Faehre umher schippern kann oder an dessen Rand in bereitgestellten Liegestuehlen im Schatten liegen kann. Fast jeden Tag entdecken wir durch Zufall einen Markt, ein umsonst Konzert im Park oder irgendetwas anderes besonderes. Einen Strand hat Brisbane nicht zu bieten, deshalb hat man kurzerhand eine kuenstliche Lagune mit Sandstrand am Rand des Flusses aufgeschuettet.


Jeden Tag im Budget: koestlicher 7eleven Kaffee fuer 1 Dollar (0.65 Euro)


neues Kleid, neuer Hut - bereit fuer die Grossstadt

riesen Demo gegen den unpopulaeren, konservativen Paraesidenten Tony Abbott

auf der Faehre durch die Stadt








subtropischer Garten in der City


Ansonsten muessen wir uns leider eingestehen, dass jede australische Grossstadt irgendwie aehnlich ist. Der gesamte Kontinent ist einfach noch so jung, dass es wenig Geschichte und Kultur zu erkunden gibt. Mit gerade mal etwas mehr als 200 Jahren Alter koennen die Stadte einfach nicht mit denen in Europa mithalten. Das bisschen Geschichte was Australien zu bieten hat beschraenkt sich auf die wenig ruhmreiche “Eroberung” eines bereits besetzten Kontinents und die traurige Verdraengung, Misshandlung und Ausrottung der eigentlichen Bewohnern der “Aboriginees”. Obwohl man darauf wohl kaum stolz sein kann wird noch immer jedes Jahr die Ankunft der ersten europaeischen Siedler im Jahre 1788 gefeiert. Dieser Tag nennt sich dann “Australia day” und wird mit vielen Flaggen, noch mehr Bier und einer guten Portion Patriotismus abgefeiert. Fuer die wenigen Aboriginees die noch immer hier leben wohl kaum ein Grund zur Freude.

Barfuessige Hippies und das Surfen...

Viele Gruesse aus dem Hippie-Paradies.
In Byron Bay wohnen wir fast 2 Wochen auf dem Camping Platz der Arts Factory. Ein grossartiger Ort – wer hier auf seiner Australienreise nicht moeglichst lange zwischenstoppt ist selber schuld!
Auf Anhieb fuehlen wir uns wohl, der Campingplatz ist wie ein kleines Dorf und versprueht gemuetliche Festival-Athmosphaere. Der komfortablen Einrichtung der Zelte nach zu urteilen (Regale, Matratzen, Sofas, Betten) scheinen die meisten anderen hier dauerhaft, oder zumindest fuer eine Surf-Saison zu leben. Das Gelaende ist riesig und liegt ca. 15 min ausserhalb von Byron Bay an einem Wald. Schlimm ist das nicht, denn die Arts Factory hat soviel zu bieten, dass man das Gelaende eigentlich kaum verlassen muss. Neben einem Pool, einem Café, wunderbar gemuetlicher Gemeinschaftshuetten, vielen Haengematten, Volleyball Feld, Billiard Tischen, einem Veggie-Anbau-Feld und einem See gibt es auch ein beachtliches Angebot an kostenlosen Workshops. So kommt es das wir afrikanisches Djembee trommeln lernen, einen Bushtucker walk machen und alles moegliche ueber Pflanzen und Baeume lernen, Arm- und Fussbaender aus Schilfpalmen produzieren und vieles mehr. Abends gibt es Talent-Show-Abende, Konzerte oder Quiznights und falls man doch mal nichts zu tun haben sollte kann man sich immer in die Jam-Huette der Camping-Kommune setzen und mitsingen, mittrommeln oder einfach nur zuhoeren und ein Glas Wein trinken.
Kurz gesagt: Der genaue Gegensatz zu dem letzten Hostal in Sydney. Statt agressiven betrunkenen Idioten laufen hier barfuessige Hippies herum, statt Trinkspielen wird Schach gespielt, gelesen, gemalt oder gemeinsam Musik gemacht. Grossartig!






afrikanisches Trommelnn am See


Armband-workshop

grossartig: es gibt Boxen in denen verlorene/vergessene Schuhe gesammelt werden

Jam-Huette


Auch Hippies brauchen Regeln: Jammen ist nur erlaubt zwischen 12 und 2.


 
Trotz spassigem Kommunen-Leben widmen wir einen Grossteil unserer kostbaren Zeit dem Surfen an Byrons schoenen Straenden. Ohne Uebertreibung muss ich zugeben, dass Surfen der mit Abstand frustrierendste Sport ist den ich je begonnen habe. Unsere Koerper sind uebersaeht mit Schrammen, Prellungen und Kratzern, jeder einzelne Muskel tut weh und das ohne ueberhaupt ein Erfolgserlebnis zu haben. Egal – ein zurueck gibt es nicht, wir werden Australien auf keinen Fall verlassen ohne halbwegs surfen zu koennen, das steht fest. Nach drei anstrengenden und frustrierenden Tagen kommen wir zufaellig auf die grandiose Idee den Strand zu wechseln. Am neuen Spot gibt es kleinere, langsamere und dafuer laengere Wellen…und es funktioniert! Aus mir unerklaerlichen Gruenden stehe ich hier auf einmal auf meinem Brett anstatt herunter gewirbelt zu warden. Unglaublich, irgendwas habe ich da wohl endlich richtig gemacht! Ich reite tatsaechlich eine Welle. Eine kleine, langsame natuerlich, aber eine Welle. Spontane Gluecksgefuehle und ein enormer Motivations-Schwund ueberfallen mich. So kanns weitergehen!

erste Erfolge - YEAHHHH!

Byrons schoene Straende



nakt demonstrierende Hippies


Wenn man die groesseren Staedte verlaesst bekommt man das Australische Wildlife ganz automatisch mitgeliefert. Schade nur das wir dies anscheinend nie von selbst mitkriegen. So kommt es zum Beispiel, dass wir am Strand liegen und beide fast eingeschlafen sind, als eine aufgeregte junge Frau uns auffordert doch bitte aufzustehen und der braunen Schlange, die gerade genau hinter uns entlang kriecht etwas Platz zu machen. Sobald das Tier im Unterholz verschwunden ist gibt es fuer uns keinen Grund mehr unseren gemuetlichen Schattenplatz zu raeumen und wir legen uns wieder hin. Als ich von meinem naechsten Surfgang zurueck komme sind unsere Handtuecher schon wieder von Schaulustigen umringt. Diesmal wurde Kenneth mit den Worten “Excuse me, do you mind getting up for the dragon?” geweckt. Der ”Drache” war ein ziehmlich dickes und grosses Guana was erneut in aller Seelenruhe hinter uns entlangspatziert ist. Diese Story kann nurnoch getoppt warden durch ein Maedchen im National Park “Excuse me, don’t move, but there’s this massiv spider under your arm…” Alter Falter! Da sitzt doch tatsaechlich eine mega-eklige, fette Schiess-Spinne unter meinem Arm! Ich tue das, was man (als Maedchen/Frau) tun muss, stosse einen peinlichen, schrillen Schrei aus und schuettele das fiese Ding ab. Arghhhhh!

Leider ist Byron auch der Ort an dem wir uns viel frueher als erwartet von Anita trennen muessen. Verstaendlicherweise will sie in ihren knappen Zeitplan soviel wie moeglich hineinpacken und reist ohne uns weiter Richtung Norden. Buhuuuuu! Wer sorgt nun dafuer, dass wir immer genug Schokolade bekommen?

Als wir nach fast 2 Wochen beschliessen endlich weiter zu reisen haben wir Angst mit Byron und der Arts Factory bereits den schoensten Fleck Australiens hinter uns zu lassen. Seit wir Deutschland verlassen haben ist dies der erste Ort an den wir ernsthaft planen zurueckzukommen. Dann allerdings fuer laenger, mit groesserem Zelt und eigenem Surfbrett – ein Plan der sich umsetzen laesst…

Die Eastcoast Australiens ist zwar wunderschoen, aber leider auch eine der wohl ueberlaufendsten Reiserouten der ganzen Welt. So kommt es, dass man die Touren zu allen Hauptattraktionen bereits Wochen im Vorraus buchen muss. Das wiederspricht natuerlich voellig unserer Philosophie des spontanen und ungeplanten  von-heute-auf-morgen-Reisens aber wir haben keine Wahl. Wenn wir die Highlights wie Fraser Island oder die Whitsundays nicht verpassen wollen muessen wir unsere Route fuer den kompletten naechsten Monat durchplanen. Zum ersten mal seit 1,5 Jahren reisen wir ab sofort mit einem exakten Zeitplan in der Tasche.

17. März 2014

Sydney und Blue Mountains

Aus Canberra bringt uns der Bus ueber spiegelglatte, schnurgerade australische Highways in die inoffizielle, eigentliche Hauptstadt Sydney. Wenn man unterwegs nicht schlaeft kann man aus den Busfenstern heraus Horden an wilden Kangurus sehen, sowie eine Menge Wombat-Warnschilder (aber leider keine Wombats).

Da wir im ueberlaufenden Sydney keinen Couchsurfing Host finden konnten und es leider auch keine zentarlen Campingplaetze gibt, sind wir gezwungen unsere erste Hostal-Erfahrung zu machen. Die Horden an Backpackern warden hier in riesigen Massenunterkuenften (meist mehrere 100 Gaeste) untergebracht. Was es an Bewohnern zu viel gibt, gibt es an Athmosphaere zu wenig. Alles ist ungemuetlich, kalt und funktional. Ausser zum Schlafen will man sich hier wirklich nicht aufhalten. Auch unsere Mitbewohner erfuellen die schlimmsten Erwartungen. Ich bin doch hier am anderen Ende der Welt! Da habe ich wirklich keine Lust staendig unfreiwillig den Dumpfbacken-Gespraechen der zu 80 % deutschen Durchschnitts-Backpackern zuhoeren zu muessen. Ganz abgesehen von absolut asozialem Verhalten was mich mehrmals fast dazu gebracht hat Leute einfach verpruegeln zu wollen. Um 5 Uhr morgens mit einem Ghettoblaster groelend durchs Zimmer laufen waehrend alle anderen im 8er Zimmer schon schlafen oder Bierflaschen aus der 3. Etage auf die Untenstehenden werfen ist nicht cool und dafuer habe ich einfach kein Verstaendnis. Trotzdem besinne ich mich meiner pazifistischen Einstellung und beschraenke mich auf ausgiebige verbale Beschimpfung. Auch das abendliche Hostal-Entertainment-Programm was aussschlieslich aus grenzdebilen Trinkspielen besteht kann mich nicht ueberzeugen. Bin ich vielleicht einfach zu alt fuer soetwas? Das kann sein. Mit den 18 jaehrigen Abi-Pueppchen die mit Papis Kreditkarte hier vorwiegend unterwegs sind habe ich zumindest sowenig gemeinsam, dass der Gespraechsstoff noch nichteinmal fuer Smalltalk reicht.

Ansonsten gibts an Sydney jedoch nichts auszusetzen. Eine tolle Stadt die viel zu bieten hat: Museen, Ausstellungen, Parks, ein interessanter Mix aus alten victorianischen Gebaeuden und modernen Wolkenkratzern, natuerlich Chinatown, Straende, Maerkte, Shopping, Kultur, Kultur, Kultur und natuerlich die beruehmte Hafenprommenade mit der Harbourbridge und dem Opernhaus. Letzteres sieht wie so vieles in Realitaet jedoch wesentlich unspektakulaerer aus als auf Fotos. Von Nahem ist das weisse Dach deutlich vergilbt und aus der Fassade broeckelt der Putz. Da wir Opern nicht sonderlich moegen und die Ticketpreise es in sich haben verzichten wir auf einen Besuch.


Harbour bridge

Skyline und mein Kenneth

Circular Quay - das Hafenviertel

by night

Kunst in den Strassen

Wir residieren im Stadtteil Woolloomooloo.
Wer sonst hat schonmal an einem Ort mit 8 (!!!!!) Os gewohnt?

Fittnesswut in der Mittagspause - gehts noch?


Fazit: Sydney ist toll, hier kann man prima seine Zeit verbringen, kann unser geliebtes Melbourne aber trotzdem nicht toppen.

Als Auszeit von der Grossstadt und vorallem dem stressigen Hostal goennen wir uns 3 Camping-Tage in den ca. eine Stunde von Sydney gelegenen “Blue Mountains”. Klippenwalk, Wasserfaelle, blau schimmernde Berge, jede Menge Aussichtspunkte, viel Ruhe und auch ein bisschen Sonne – schoen!






Felsformation "The three sisters"





Katoomba Falls





Zurueck in Sydney heist es : Cheers Queers! Es wird Mardi Gras gefeiert.
Mardi gras ist die franzoesische Bezeichnung fuer den letzten Karnevalstag. Helau! In Australien ist dies der hoechste Feiertag der LGBTQI (lesbian, gay, bisexual, transgender, queer, intersex – Community). Der ganze Monat stand bereits mit einer Menge Partys, Veranstaltungen, Ausstellungen etc. in deren Zeichen und findet seinen Hoehepunkt in der riesigen Pride-Parade, die angeblich eine der groessten der Welt sein soll. Wie sind dabei!


die gesamte Stadt ist regenbogen-bunt und glitzert.
Hier: ein Schuhgeschaeft

eine der groessten australischen Banken dekoriert ihre ATMs zu GAYTMs um.

wir mittendrin



die Parade