4. April 2014

Fraser Island - Extreme Adventure?


Und schon ist es soweit: Um Fraser Island zu erkunden haben wir keine andere Wahl als uns einer organisierten Tour anzuschliessen. In einer Jeep-Safari wollen wir 3 Tage und 2 Naechste ueber die Insel fahren und dort in einem Camp uebernachten.

Fraser Island ist angeblich die groesste Sandinsel der Welt. Die Aboriginis, die urspruenglichen und eigentlichen Entdecker/Bewohner der Insel nannten sie K’gari, was man mit “Paradis” uebersetzen kann. Auf zahlreichen Fotos und Bilder haben wir bereits einen Eindruck von der paradiesischen Insel kriegen koennen – umso enttaeuschender, dass puenktlich vor unserer Abreise ein Uwetter aufzieht, dass unseren kompletten Aufenthalt auf der Insel andauern soll. (Ebenso wie die Anitpathie die ich unserem Guide gegenueber hege.) Bei grauem Himmel und Regen sieht selbst eine paradisische Insel wie diese nur halb so schoen aus. Wir versuchen trotzdem das beste daraus zu machen…

Eine der vielen interessanten Sachen am Reisen sind die Menschen die man staendig unterwegs kennenlernt. Das kann toll sein wenn man Personen trifft mit denen man sich wirklich gut versteht, traurig wenn man diese nach ein paar gemeinsamen Tagen wieder verlassen muss oder anstrengend wenn man keine Lust hat sich staendig zu unterhalten und trotzdem aus Hoefllichkeit die Standart-Fragen (Wie lange seit ihr schon unterwegs? Woher kkommt ihr? Wohin geht ihrt?) beantwortet. Im Fall von unserer Fraser-Island-Reisegruppe kann man leider nur von NERVIG sprechen. Als eine der aeltesten der Gruppe mache ich mir ab sofort zurecht Sorgen um den IQ, die Selbststaendigkeit und die Teamfaehigkeit des Nachwuchses.

Am ersten Abend sollen wir aus den fuer uns bereitgestellten Essensvorraeten Reis mit gebratenem Gemuese und Huehnchen kochen. Ein vermeintlich idiotensicheres Gericht, dessen Zubereitung die Dumpfbacken aus unserer Gruppe jedoch masslos ueberfordert. Es brechen wilde Diskussionen ueber die Zubbereitung los bis ich und Kenneth aus Sicherheitsgruenden die Leitung an uns reissen und nur die einfachsten Aufgaben deligieren. Doch: auch das uebersteigt ihren Horizont. Da muessen wir doch ernsthaft einer 24jaehrigen die Frage beantworten wie man Knoblauch schaelt und kleinschneidet. Auch ansonsten herrscht im Camp Anarchie. Wer als erstes moeglichst viel Essen an sich resist oder hortet wird satt, alle anderen kriegen die Reste oder muessen Hungern. Zum Glueck bin ich ein Meister in der Kunst des schnellen Essens.

Beim Briefing am Vortag der Reise wurde uns die Tour mit “This is no holiday – this is extreme-adventure” angekuendigt. Was ich mir unter extreme-adventure vorstelle kann ich nicht genau definieren, definitiv decken sich die Vorstellungen darueber aber nicht mit denen des Veranstalters und unseren Mitreisenden. Hier ein paar Beispiele was Extrem-adventure fuer uns NICHT ist:

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Maedchen die 2 Stunden vor Beginn des Tagesprogramms aufstehen um ihr komplettes Make up aufzulegen und sich aufwenig die Haare zu frisieren (so zurechtgemacht geht man dann natuerlich den restlichen Tag weder schwimmen, noch verlaesst man den Jeep bei Regen)

-in einem abgesicherten “Bushcamp” mit 200 anderen Backpackern wohnen, wo selbst die Zelte vorher fuer einen aufgebaut wurden
-ein “Disko-Zelt” im Camp indem jeder Vollpfosten seine schlechte Musik auflegen kann (Sind wir wirklich die einzigen down under die etwas anderes als absoluten Mainstream oder hirnlose Techno-Musik hoeren?)

-mehr Zeit mit warten und herumhaengen verbringen als eigentlich etwas zu erleben und von der Insel zu sehen

Nach der ersten durchregneten Nacht haben die ersten dann bereits genug von diesem “extremen Abenteuer”. Es wird rumgeheut und man will “nach hause”.
Um nun doch noch etwas positives zu schreiben muss erwaehnt warden, dass Fraser Island selbst bei schlechtestem Wetter trotzdem sehenswert ist. Mit etwas Phantasie denken wir uns den grauen Himmel blau und ignorieren den Regen. Mit viel Anstrengung schaffen wir es letztendlich sogar uns nicht weiter ueber die anderen aus unserer Gruppe zu aergern und haben trotzdem eine schoene Zeit. Auch wenn ich mich zur Sicherheit aller Mitfahrenden dagegen entschieden habe am Steuer zu sitzen, ist es toll am Strand, direkt neben den Wellen entlang zu fahren oder off-road ins innere der Insel zu holpern. Besonders der “Champagne-Pool”, ein natuerlicher, von Meerwasser gespeisster Pool in den Felsen am Strand ist vermutlich einer der coolsten Orte an denen ich je schwimmen war.
 
 
 
endlose weisse Straende
 
unser Jeep
 
 
diese Fotopose habe ich mir von den Asiaten abgeschaut

 

Champagne Pool

 
Lake McKenzie - grau und kalt...
...aber trotzdem schoen
 
90 jahre altes Schiffswrack am Strand
 
 

An letzten Tag als wir schon auf dem Weg nach Hause sind klaert es sich dann tatsaechlich noch kurz auf, sodass wir “Lake Wabbie” bei blauem Himmel und Sonne geniessen Koennen.


Lake Wabbie


das erste und einzige mal: baden ohne frieren


 
 

 
Auf dem Rueckweg sitzt ein zusaetzliches Maedchen bei uns im Jeep. Sie war die Fahrerin des Jeeps einer anderen Gruppe, hatte mit insg. 7 Beifahrern einen Unfall bei dem sich das Auto ueberschlagen hatte und moechte nun so schnell wie moeglich nach hause.
Wie das Schicksal es so will ist auch in unserer Gruppe Jeep 4 ploetzlich “verschwunden”. Unser leicht beunruhigter Guide faehrt zurueck um den Verbleib aufzuklaeren und kommt mit schlechten Neuigkeiten zurueck. Die 19jaehrige Fahrerin des Wagen hat wohl eine heranrollende Welle uebersehen, ist in diese hineingerasst und hat den Jeep ebenfalls zum ueberschlagen gebracht. Es gibt eine Menge Blut und Schrammen, sowie Maedchen die kalkweiss sind und unter Schock stehen, aber zum Glueck ist niemandem etwas wirklich ernstes passiert. Trotzdem warten wir bis die Ambulanz es vom Festland aus auf die Insel geschafft hat um alle im Umfallwagen zur Sicherheit durchzuchecken. Nachtraeglich bin ich nun doch froh im Leader-Jeep gesessen zu haben den nur der Guide fahren darf. 3 Tage lang sein unlustiges Gelaber anzuhoeren hat uns immerhin vor den Fahrkuensten unerfahrener Tennies am Steuer bewahrt.
Ein schockierendes Ende einer semi-guten Tour auf einer bei besserem Wetter wunderschoenen Insel, die man unserer Meinung jedoch lieber alleine erkunden sollte.

Zurueck in Rainbow beach wollen wir eigentlich am selben abend einen Bus nach ”1770” nehmen, einen kleinen Surfer-Ort weiter noerdlich. Leider macht uns mal wieder das unberechenbare australische Wetter einen Strich durch die Rechnung. Diesmal gibt es keine Bushfires, sondern Unwetter und Fluten weshalb die Strassen gesperrt wurden. Uns bleibt nichts anderes ueblich als in Rainbow beach zu bleiben. Hier gibt es zwar wirklich nichts zu tun, aber immerhin koennen wir im Garten eines gemuetlichen Hostals unser Zelt aufbauen und machen ein paar Tage lang unfreiwillig “Urlaub” am Pool. So haben wir endlich aussreichend Zeit einen Teil unsere klugen Buecher zu lesen und unser Gepaeck zu reduzieren.

  
Pool-Urlaub in Pippis beachhouse