27. April 2013

Ein neues Land, ein grosser See...


Nach 2,5 Monaten in Peru haben wir es endlich ins naechste Land geschafft und die Grenze nach Bolivien ueberquert. Leieder wollte uns der hektische Beamte nicht wie erwartet ein Visum fuer 90 Tage ausstellen sondern nur fuer 30, was bei unserem Reisetempo natuerlich niemals ausreichen wird. Angeblich kann man dieses aber unkompliziert in „La Paz“ verlaengern lassen...unkompliziert...

Obwohl wir eigentlich schon vor ein paar Tagen weiter nach „La Paz“ reisen wollten befinden wir uns immernoch im schoenen, gemuetlichen Copacabana am Titicaca See und erholen uns vom anstrengenden Reisen. Das machen wir natuerlich nicht nur weil wir faul sind, sonder auch weil wir uns hier auf 3800 m Hoehe befinden und es zur Akklimatisierung durchaus ratsam ist das Leben etwas langsamer angehen zu lassen. 




Ausser in der Sonne zu sitzen, leckeren (!!!) Milchkaffee zu schluerfen und riesige Forellen-Platten zu verspeisen sind wir allerdings auch fleissig auf dem See herumgetuckert und haben diverse kleine bis mittelgrosse Inseln besucht.

Islas Uros:
Nach 2 unglaublich langen Stunden in einem Zeitlupentempo-Boot erreichen wir die schwimmenden, essbaren Inseln, die aus sehr vielen Schichten Schilf bestehen. Die Insel ist wesentlich kleiner als wir erwartet hatten, gerade mal 10 Familien leben hier. Bis vor einigen Jahren haben die Bewohner der ca. 60 schwimmenden Inseln ausschliesslich vom Fischen und Enteneiersammeln gelebt. Das hat sich (leider?) in den letzten Jahren veraendert. Auch die fernab der Zivilisation und des Festlands lebenden Uro-Bewohner haben den Tourismus fuer sich entdeckt. Somit steht vor jeder der 10 Huetten ein kleiner Stand mit Handarbeit-Souvenirs hinter dem die leuchtend bunt gekleideten Frauen im Schilf sitzen und sticken oder stricken. Eine Frau laed uns in ihre Mini-Huette ein und erzaehlt uns von ihrem (ziehmlich tristen) Leben auf den wenigen Quadratmetern Schilfinsel. Weil die Frau sympatisch ist  kaufen wir zum Dank ein kleines Souvenir-Boot, das die Reise bis Deutschland sicher nicht ueberleben wird...



















Isla Amantani:
Von den schwimmenden Inseln tuckern wir weiter bis nach Amantani wo wir bei einer Gastfamilie uebernachten werden. Damit nicht nur einige wenige Hostal- und Restaurant-Besitzer von Tourismus profitieren (und die restlichen Einwohner genervt sind von all den Gringos die hindurchtrampeln) hat man sich hier ein cleveres System ausgedacht: Auf der Insel gibt es weder Hotels noch Restaurants und alle Besucher „muessen“ in einem Rotations-System bei den Familien der Insel uebernachten und essen. So profitiert jede Familie im gleichen Masse und auch die Toristen koennen sich ueber 10 Euro fuer einen Schlafplatz incl. 3 Mahlzeiten nicht beschweren.



niedrige Tueren im Haus der Gastfamilie




















Isla del Sol:
Eine wunderschoene Insel  die irgendwie ans Mittelmeer erinnert, nur nicht so warm. Blaues Wasser, Klippen und eine Menge Tee-Kraeuter die man ernten kann.





























Copacabana ist bei den Boliviarianern hauptsaechlich fuer seine Segnungen bekannt. Schon bei unserer Ankunft haben wir uns gefragt, warum vor der Kirche eine lange Schlange von bunt geschmueckten Autos wartet. Die Antwort bekommen wir am folgenden Tag:  Drei mal taeglich kann man hier sein Auto (und sich selbst) segnen lassen. In einer Art Massenabfertigung spricht ein Priester vor jedem Auto ein paar Worte, begiesst selbiges, wie auch dessen Besitzer mit viel zu viel Weihwasser, laesst Fotos von sich vor dem geschmueckten Auto machen und nimmt abschliessend ein paar Scheine der Besitzer entgegen.


















17. April 2013

Colca Canyon


Da wir beide keine grossen Fans von gefuehrten Touren sind, haben wir beschlossen alleine, ohne Guide und Gruppe in den Canyon zu starten. Die letzten Touren die wir organisiert gebucht haben waren eher nervig, da wir einen grossen Teil der Zeit damit verbracht haben zu warten bis die Gruppe mehr oder weniger nerviger Pauschal-Touristen sich vor jedem kleinen, uninteressanten Steinchen in unzaehligen Foto-Posen abgelichtet hatten. Die Facebook-tauglichen Fotos mit sich selbst im Vordergrund scheinen oft wichtiger zu sein, als das eigentliche „Vor Ort sein“.
Diesmal also alleine mit Lageplan statt Guide:

Tag 1: Mit dem Bus von Arequipa nach Cabanaconde. Am oberen Rand des Canyons entlang, spektakulaere Sicht auf schneebedeckte Gipfel und tiefe Schluchten. Wie so oft hat unser Bus einen Platten und wir kommen erst bei Dunkelheit am Ziel an. Das ist nicht weiter schlimm, denn wir befinden uns bereits abseits jeglicher Zivilisation und hier gibt es NICHTS.




































Tag 2: Es geht los...besser gesagt runter und zwar 1100 Hoehenmeter in die Canyon Schlucht hinein. Der Teil den ich im Vorhinein fuer sehr einfach hielt („Geht ja nur bergab“) entpuppt sich als aeusserst hart. Einen rutschigen, steinigen und vorallem steilen Weg stolpern wir nach unten. An dieser Stelle muss ich meine Aussage revidieren, dass Wanderschuhe ein ueberschaetztes Reiseaccesoir sind. Zerissene, kaputte Chucks sind auf jeden Fall auch nicht das richtige Schuhwerk... Nach 3 Stunden kommen wir mit  verkrampften Waden und schmerzenden Fuessen in der „Oasis Sangalle“ an, eine kleine Bambushuetten-Kolonie direkt am Fluss im Canyon umgeben von hohen Felsen. Swimmingpool und Essen zum Glueck auch vorhanden.


Picknick vor dem Abstieg


Die "Oase" unten im Canyon






























Tag 3: Wir stehen mit der Sonne auf (also um 5.30 Uhr) und der fuer mich schlimmste Teil der Strecke beginnt. Die ersten 2 Stunden geht es steil bergauf und das mit furchtbaren Muskelkater-Waden vom Vortag. Natuerlich stosse ich saemtliche mir bekannten Flueche aus und verfluche das Wandern und die Berge. Als der Aufstiegs-Part geschafft ist bessert sich meine Laune zum Glueck, denn ab hier geht es auf einem ziehmlich ebenen Weg am (im) Canyon entlang und die Aussicht ist wirklich grossartig. Die Landschaft ist eine mehr oder weniger trockene, staubige Wueste mit vielen Kakteen und vorallem viel Sonne der man nicht entkommen kann. Trotz dem fruehen Aufstehen koennen wir es leider nicht vermeiden in die brennende Mittagssonne zu geraten.
Eigentlich hatten wir gehofft auf dem Weg irgendwo Proviant kaufen zu koennen, doch alle kleinen Mini-Doerfer die wir passieren scheinen voellig ausgestorben zu sein. Tatsaechlich treffen wir erst nach 5 Stunden zum ersten Mal wieder auf menschliches Leben in Form von Strassenarbeitern. Statt der angeblichen 20 min die man laut ihnen noch bis zu unserem Ziel braucht benoetigen wir gute 90, dafuer erwartet uns jedoch auch eine positive Ueberraschung. Die Llahuar-Loge in der wir heute uebernachten liegt praktisch in der Klippe des Canyons und von der Terasse  vor unserer Huette koennen wir die komplette Canyon-Schlucht entlangschauen. Im Hostal-Preis von 3,50 Euro pro Person ist ausserdem die Benutzung der natuerlichen Thermalquell-Baedern die weiter unten in der Schlucht direkt am Fluss liegen mit inbegriffen. Yiieeehhaaaaa!!!!!


















Turban gegen knallende Sonne















Thermal-Pool am Fluss

















Tag 4:  Der Tag an dem wir den Canyon eigentlich wieder verlassen wollen. Auf keinen Fall wollen wir die 1100 m wieder zu Fuss nach oben klettern, deshalb ist der Plan von der naechstgelegenen Stadt einen Bus nach oben zu nehmen. Zu dieser Stadt muss man etwa eine Stunde in der Schlucht am Fluss entlanglaufen. Zwar haben die Hostal-Leute uns darauf hingewiesen, dass der Weg dorthin nicht mehr viel genutzt wir und stellenweise gefaehrlich ist, doch wir hielten das fuer eine typisch-peruanische Uebertreibung der wir nicht weiter Beachtung geschenkt haben. Nach 30 min stehen wir dann vor einer tiefen Schlucht wo der Weg offensichtlich von einem Steinrutsch vernichtet wurde. Da wir auf keinen Fall umdrehen wollen versuchen wir trotzdem irgendwie an der Stelle vorbeizukommen, muessen allderdings auf halbem Weg nach unten einsehen, das dies eine ziehmlich Lebensmuede Aktion ist und wir wohl oder uebel zurueck zum Hostal muessen. Die letzten Zweifel nimmt uns der Hostal-Hund der uns unaufgefordert gefolgt ist und jaulend in Kenneth Hose beisst und versucht ihn von der Schlucht wegzuziehen.

Tag 5: Der zweite Versuch den Canyon zu verlassen. Nachdem wir morgends noch eine botanische-Fuehrung durch den Garten der Familie bekommen sitzten wir ab 11 an der staubigen Kreuzung wo eigentlich zu dieser Uhrzeit ein alter Truck vorbeikommen soll mit dem wir nach oben fahren wollen. Nach 2 Stunden ist der Truck noch immer nicht in Sicht und ich habe furchtbaren Hunger, da wir morgends nicht besonders viel gegessen hatten. Da wir die Kreuzung unmoeglich verlassen koennen rettet Kenneth mich indem er todesmutig einen Berg hinaufklettert und mir in einem Kaktusfeld eine Tuete Kaktusfruechte erntet. Um 14 Uhr ist der Truck zwar noch immer nicht da, dafuer aber ein Pick up der uns in 2 Stunden nach oben kurvt. Endlich!


warten, warten, warten

















Tag 6: Am morgen fahren wir am „Cruz del Condor“ vorbei wo man viele Condore beobachten kann, die ueber unseren Koepfen im Canyon kreisen. Von dort aus, eigequetscht zwischen Frauen  in bunten Folklore-Trachten tuckern wir zurueck nach Arequipa wo unsere grossen Rucksaecke im Hostal gelagert sind.


Impressionen aus Arequipa, der zweitgroessten Stadt Perus, wo wir die Woche vor der Canyon-Tour verbracht haben:


Auf dem Markt: Alle Teile der Tiere werden verwertet

grosse Fruchtauswahl

Prozessionen auf der Strasse mit Musik und Tanz
Monasterio (Kloster) Santa Catalina

Besichtigung bei Nacht,
Beleuchtung nur durch Kerzen und brennende Oefen



3. April 2013

Machu Picchu

Um das wichtigste vorweg zu nehmen: Machu Picchu ist tatsaechlich (fast) so grossartig wie alle Menschen permanent behauptet haben.
Theoretisch haette man von Cuzco aus in paar Stunden mit dem voellig ueberteuerten Zug direkt zu Machu Picchu fahren koennen, aber um die Tourie-Abzocke zu boikottieren (ok...und auch um das Geld zu sparen) haben wir die individuelle Anreise gewaehlt. Mit kleinen Bussen faehrt man so weit wie moeglich heran und laeuft dann das letzte Stueck an den Gleisen des Zugs entlang bis zum Ziel.
Um Machu Picchu herum liegt das sogenannte „Heilige Tal“. Warum genau es heilig ist wissen wir nicht, aber es ist wahrscheinlich eine der schoensten Landschaften die wir je gesehen haben. Schon deshalb hat es sich gelohnt hier nicht mit dem Zug hindurch zu rasen, sondern etwas mehr Zeit hier zu verbringen.
Bei einem Stop in Santa Teresa baden wir in den tollsten Thermalbaedern die ich je gesehen habe: Open air, mitten im Tal mit grossartiger Panorama-Aussicht wurden die 3 Becken in den Felsen gehauen. Wir bleiben solange bis es dunkel wird, die Sterne leuchten und unsere Koerper voellig verschrumpelt sind.
Ausserdem besuchen wir unter anderem ein Inka-Agriculture-Versuchslabor und Inca Salzterassen.



Jede Terasse hat sein eigenenes Mikroklima



Inca Salzterassen


unsere froehliche deutsche Machu Picchu Reisegruppe

























Ziel in Sicht! Endlich!


















Die gesamten letzten Wochen haben wir bei schoenstem Sonnenschein verbracht, doch als an unserem Machu Picchu Tag (die Tickets muss man bereits eine Woche im Vorraus kaufen)  um 5 Uhr (!!!) der Wecker klingelt regnet es in Stroemen. Waehrend Kenneth trotzdem tapfer die 1,5 Stunden Inka-Treppen zum Eingang zu Fuss hochklettert, nehme ich in diesem Fall lieber den ueberteuerten Touri-Bus.
Pro Tag duerfen nur 2000 Tickets fuer die Ruinenstadt verkauft werden, doch ich habe das Gefuehl, dass alle 2000 Menschen genau gleichzeitig mit uns ankommen. In einem Pulk von Menschen schieben wir uns den Weg hinauf zur ersten Aussichts-Plattform und sehen: Nebel! Hinter dem weiss kann man die Ruinen nur erahnen, was jedoch niemanden davon abhaelt Fotos von sich vor der Nebelwand zu machen. „Entschuldigung, koennten sie bitte aus meinem Fotomotiv gehen?“ bleibt einer der meistgehoerten Saetze des Tages. Hinzu kommt das fast jeder Tourist gegen den Regen in einen der knallbunten Muellsack-Ponchos gewickelt ist, sodass es ueberall auf dem Ruinen-Gelaende von bunten Farbklecksen wimmelt. Im Laufe des Tages verlaufen sich die Mengen zum Glueck auf dem riesigen Gelaende und kurz vor Schliessung sind wir sogar fast alleine mit den alten Steinen.


schoene Aussicht! WOW!



Waehrend wir am fruehen Morgen noch dachten, dass es ja unmoeglich den kompletten Tag lang regnen koennte, schrumpft die Hoffnung auf besseres Wetter mit jeder weiteren Stunde. Zum Glueck verzieht sich zumindest der Nebel von Zeit zu Zeit, sodass wir die Aussicht doch noch geniessen koennen und ein paar tolle Fotos schiessen.

















Ein Foto fuer das wir fast
vom Gelaende geschmissen wurden






































Obwohl wir sicher einen der schlechtesten Tage ausgesucht haben, ist Machu Picchu trotzdem ein  sehr beeindruckender Ort. Besonders durch seine spektakulaere Lage zwischen all den anderen spitzen Bergen ist die Ruine irgendwie mysterioes und etwas sehr Besonderes. Dafuer hat es sich auch gelohnt die folgenden Tage mit ausschliesslich komplett durchnaesster Kleidung herumzulaufen. Wenn man die Wahl zwischen eklig durchnaessten Schuhe und Flip Flops hat entscheidet man sich auch bei kalten Temperaturen fuer die Flip Flops.

Auch die naechsten Tage hoert es leider nicht auf zu regnen. Welche Folgen das hat bemerken wir auf dem Rueckweg nach Cuzco wo unser Bus vor einer voellig ueberfluteten Strasse halten muss. Von dem Berg fliesst eine Art sprudelnder Wasserfall ueber die Strasse der jede Menge Felsbrocken und Baumstaemme mit sich reisst. Der Busfahrer erzaehlt uns das soetwas nur sehr selten vorkommt und wir nun warten muessen bis das Wasser weniger wird. Obwohl ich froh bin, dass er nicht die lebensmuede Fahrt durch die Fluten probieren will, dauert es lange bis wir weiterkoennen.























Hoffentlich hattet ihr alle ein leckeres Osteressen.
Bei uns gabs zur Feier des Tages Meerschweinchen. In vollgestopften Minibussen sind wir nach Tipon gefahren, der Stadt die fuer ihre vielen und besonders guten Cuyerias (Cuy=Meerschwein) bekannt ist. Immer wenn man gerade denkt, dass nun wirklich keine weitere Person in den Bus hineinpassen wuerde steigen noch 3-6 weitere ein. Zitat Busfahrer: „Bitte weiter durchgehen, da hinten ist es noch ganz leer!“ Die Definition von „leer“ ist in diesem Fall mehr als fragwuerdig. Sobald eine der wenigen Personen mit Sitzplatz aussteigen will beginnt ein wilder Kampf um diesem Platz. Auf alte Menschen, oder Muetter mit 1-3 Kindern auf dem Arm wird hierbei keine Ruechsicht genommen – der Staerkste und Dreisteste gewinnt.
Meerschweinchen sind hier eine ziehmlich teure Delikatesse, die man hauptsaechlich zu besonderen Anlaessen verspeist. Auf grossen Blechen werden sie in einem Holzofen gebacken und wenig spaeter komplett (mit Kopf, Beinchen und Zaehnen) auf unseren Tisch gestellt. Ich gebe zu, das sieht wirklich nicht besonders Appetitlich aus... schmecken tut es jedoch fast wie Huehnchen, nur das nicht besonders viel dran ist an so einem kleinen Tier. Waehrend ich nur kleine Stueckchen probiere nagt Kenneth jeden kleinen Knochen ab.







Seit gestern sind wir in Arequipa und starten in den naechsten Tagen eine Tour zum Colca Canyon. Der Colca Canyon ist doppelt so hoch wie der Grand Canyon und der zweithoechste der Welt. Hoeher ist nur der Cotahuasi Canyon, der direkt daneben liegt.