15. Mai 2013

Cholitas Wrestling & The Death Road


La Paz: Die Stadt des Shoppings!
Die gesamte Stadt ist ein einziger Marktplatz. Man findet kaum eine Strasse die nicht von Verkaufsstaenden oder auf dem Boden sitzenden Marktfrauen gesaeumt ist. Hier gibt es einfach ALLES zu kaufen – nichts was es nicht gibt. Wir besuchen den Hexenmarkt wo man getrocknete Lamas, Huehner und Kuecken kaufen kann, sowie Wundermittel, Talismane und Kraeuter gegen jede erdenkliche Krankheit und Ungluecke. Die Bolivianer sind ein aberglaeubisches Volk...






















Auf dem „schwarzen Markt“ (der so schwarz nicht sein kann, da er ein ganzes Stadtviertel umfasst) verlaeuft man sich in einem Labyrinth aus provisorischen Verkaufssaenden. Hier gibt es zu unglaublich guenstigen Preisen alles von Elektro-Artikeln bis Bekleidung. Die Marktstadt La Paz kommt uns nicht gerade ungelegen, denn da wir mitlerweile schon ueber 7 Monate unterwegs sind, ist es dringend noetig unsere Gaderobe, wie auch das sonstige Equipment ein wenig zu erneuern. Neue Schuhe, Sonnenbrillen, Socken, Unterwaesche, Taschenlampen, Jacken und was man sonst noch so braucht. Nur Kenneth‘s Pragmatismus beim Einkaufen ist es zu verdanken, dass ich noch in der Lage bin meinen Rucksack zu tragen.





























Die erste richtige Pizza seit Monaten
"Family Size"
























Auch interessant: Der Besuch einer typischen bolivianischen Eckkneipe. Hier kostet das Bier nur wenig mehr als in Supermarkt und das Ambiente ist...sagen wir mal „schlicht und einfach“. An den Tischen sitzen weniger huebsche Beispiele von maennlichen Bolivianern die trotz frueher Stunde schon das ein oder andere Bier zuviel getrunken haben. Die gesamte Szenerie ist ein wenig traurig, denn Spass scheint hier beim trinken niemand zu haben. Vielmehr wind zu zweit, oder auch alleine an einem Tisch gesessen und schweigend vor sich hin getrunken bis man einschlaeft. Auf vielen Stuehlen schlafen einzelne Personen in ulkigen Positionen vor sich hin , ohne das sich irgendjemand fuer sie interessiert. Dazu spielt die Jukebox in viel zu hoher Lautstaerke traurige Schlager aus den vergangenen Jahrzehnten. Der Hoehepunkt des abends ist eine Frau die hereinstuermt um lautstark und ausgiebig einen Betrunkenen (ihren Mann?) an zu schreien, der sein bestes tut um sie zu ignorieren.

Im hoeher gelegenen Stadtteil „El Alto“ findet jeden Sonntag das auch bei Einheimischen sehr beliebte „Cholitas Wrestling“ statt. Nach mexikanischem „Lucha Libre Style“ kaempfen hier nicht nur Maenner gegeneinander, sondern auch die sogenannten „Cholitas“, Frauen mit geflochtenen Zoepfen in der traditionellen Robe bestehende aus bunten Blusen und voluminoesen langen Roecken. Wie bei wahrscheinlich jeder Wrestling-Show wird eine riesige, voellig uebertriebene und kitschige Show veranstaltet, die allerdings auch ziehmlich amuesant und vor allem unterhaltsam ist. Die Frauen ziehen sich gegenseitig an den Zoepfen, beschimpfen sich lautstark und rollen ineinander verschlungen auf dem Boden herum. Ein grosser Spass.
Da wir schon relativ frueh in der Arena waren haben wir uns ohne grosses Nachdenken auf die vermeintlich besten Plaetze in der ersten Reihe hinter dem Ring gesetzt. Keine gute Wahl wie wir bald merken, denn vor den Essensschlachten des Publikums hatte uns leider keiner gewarnt. Als Protest gegen „falsche“ oder „parteiische“ Entscheidungen des (immer parteiischen) Ringrichters werden vom euphorischen Publikum matschige Bananen, Orangen und andere, eklige undefinierbare Dinge in den Ring geworfen. Dabei wird lautstark protestiert. Natuerlich verfehlen die meisten Wurfgeschosse ihr eigentliches Ziel und landen auf der gegenueberliegenden Seite im Zuschauerraum. Wir haben uns somit als Zielscheiben wunderbar an vorderster Front platziert.
Auch haben wir nicht damit gerechnet in das geschehen involviert zu werden. Im dritten Fight wird „Jennifer dos Caras“ von „Martha la Furiosa“ mit einem Schlag ueber die Absperrung ins Publikum hinein befoerdert. Natuerlich genau an der Stelle wo wir sitzen. Um ihren Auftritt perfekt zu machen reisst die theatralisch wuetende Frau uns noch die Popcorn Tueten aus den Haenden, schuettet sie ueber unseren Koepfen aus und verzausst unsere Haare. Ich bin so ueberrascht, dass mein Gesicht fuer den Rest des Publikums wohl selten daemlich ausgesehen haben muss.































Da wir ja bekanntlich immer mit Begeisterung dabei sind wenn es darum geht sein Leben zu riskieren konnten wir natuerlich auch die Haupt-Touristen-Attraktion von La Paz nicht auslassen: The world most dangerous road.
Frueher war dieser Weg die einzige Verbindungsstrecke zwischen La Paz und Coroico auf der in Schnitt 2-3 Fahrzeuge pro Monat die steilen Klippen hinunter stuerzten und im Nirgendwo verschwanden. Heute gibt es zum Glueck eine neue, sicherere Strasse und die alte wird nur noch von Touristen als Bike-Downhill Strecke befahren.
Mit einem Minibus wird unserer Gruppe mit den TREK-Raedern auf dem Dach zum Startpunkt der 63km langen Tour gebracht. Dort bekommen wir unsere Ausruestung zugeteilt und sehen direkt aus wie Profi-Biker. Jacke, Hose, Helm, Arm- und Bein-Schoner sollen uns vor dem schlimmsten bewahren – auf jedenfall siehts eindrucksvoll aus.
Die erste Stunde der Fahrt fahren wir noch auf einer „richtigen“, asphaltierten Strasse, das macht Spass weil man wirklich schnell unterwegs ist und sich fuehlt wie auf einem Motorrad. Das aendert sich als wir zum 2. Teil der Strecke kommen. Beim Anblick der Death Road kann man sich schon vorstellen woher der Name kommt: unasphaltiert, schmal, steinig, mit vielen krassen Kurven und einem Abgrund der so tief ist, dass man einen Sturz sowieso nicht ueberleben wuerde.
Die Aussicht und die Natur sind jedoch grossartig und wenn man nicht zu schnell und etwas vorsichtig faehrt ist die Strecke auf dem Fahrrad auch voellig ungefaehrlich. Die kompletten 63km gehen tatsaechlich nur bergab (3200 Hoehenmeter) und das Fahren macht wirklich Spass. Wer jetzt denkt das „nur bergab“ fahren unanstrengend sei hat sich leider getaeuscht. Das staendige Geruckel durch die ganzen Steine auf der Piste und das permanente Bremsen geht dermassen in die Arme, dass der letzte Teil wirklich hart ist. Der Muskelkater an den naechsten Tagen ist ebenfalls nicht zu verachten.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen