12. April 2015

Insomnia

-Ayeyarwady Flussfahrt, Pyin Oo Lwin, Hsipaw-

Zum ersten mal seit langem stehen wir unter soetwas wie Zeitdruck beim Reisen. Ein Visum für Myanmar bekommt man nur für 28 Tage und kann dieses nicht verlängern. Da uns das Land besonders gut gefällt und wir so viel wie möglich sehen wollen sind wir also ziemlich “im Stress” und absolvieren ein bei weitem strafferes Programm als gewohnt. Keine Zeit fuer Erholung, das muss warten…

Zusätzlich zu der knapp bemessenen Zeit kommt die Tatsache, dass der Transport von einem Ort zum nächsten Ewigkeiten in Anspruch nimmt, ganz egal ob per Bus, Zug oder Faehre und ganz egal wie weit die Strecke tatsächlich ist. Meistens fahren wir über Nacht und erreichen erst irgendwann am nächsten Tag (mit Schafdefizit natuerlich) unsere Unterkunft in der nächsten Stadt.
Doch auch dort kann es schwierig sein Schlaf nachzuholen, zumindest in der Budget-Klasse die wir bevorzugt aufsuchen. Preiswerte Guesthouses in Myanmar scheinen alle auf die gleiche Weise konzipiert zu sein. Kleine mehr oder weniger schäbige Zellen (meist ohne Fenster) die voneinander nur durch eine hauchdünne Pappwand getrennt sind. Optisch ist man also vor seinen Nachbarn geschützt, akustisch jedoch keines Falls. Eine weitere Tatsache die zur Schlaflosigkeit beiträgt. Insomnia. mit gutem Grund.


ein dunkler Korridor...
 
...fuehrt in unsere mintgruene Gummizelle
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Von Katha aus wollen wir mit der Fähre über den Ayeyarwady River zurück nach Mandalay tuckern. Obwohl Katha eine überschaubare Gröβe hat ist man sich auch in den offiziellen Stellen “nicht sicher” wann diese Fähre ankommt, bzw. weiterfährt. Zum Glück befindet sich die örtliche “Beer-Station” (so nennt man hier die Kneipen) an einem Hang am Fluβ, von woaus man bestens die Anlegestellen beobachten kann. Gemeinsam mit zwei Franzosen sitzen wir sicherheitshalber ab 12 Uhr mittags dort herum und warten…und warten…und warten…
Nach sehr vielen Bieren erhalten wir die Nachricht, dass die Fähre zwar heute noch ankommt, aber erst am nächsten Tag weiterfährt. Immerhin. Sobald wir das Boot entern können, beziehen wir das oberste Deck und schlagen unser Nacht-Lager unter einem kleinen Vordach hinter der Kapitänskabine auf. So heiss es auch am Tag sein mag, so eisig kalt ist es in der Nacht.

Unser zuhause fuer 48 Stunden
 
IWT Ferry
Am nächsten morgen werden wir früh und unsanft durch das Schiffshorn geweckt, dass genau hinter uns positioniert ist und uns fast das Trommelfell wegbläβt. Langsam geht die Sonne auf und es wird nicht nur hell sondern auch warm.
Die Fahrt den Fluss hinunter bis zurück nach Mandalay dauert insgesamt ca 48 Stunden. Auf Grund der Trockensaison bewegen wir uns zwar nur langsam vorwärts und laufen immer wieder auf Sanbänke auf, aber die Fahrt ist angenehm und interessant. Immer wieder fahren wir an kleinen Dörfern und Siedlungen vorbei, goldene Stupas ragen überall aus dem Grünen heraus und Fischerboote fahren vollbeladen neben uns her. Immer mal wieder halten wir in den kleinen Siedlungen an um Waren aus- oder einzuladen. Sobald das Hupen unserer Fähre zu hören ist eilen die Frauen des Dorfes mit groβen Tabletts voller Curries auf dem Kopf zur Anlegestelle und bauen dort eine Art Bufffet auf.

Das Currybuffet
 

 
Siedlungen am Flussrand
 
Schiffskueche
 
 

Sonnenuntergang
 
Zeit fuer ein Bier
 
Nach einer zweiten Nacht an Board sind wir alle ein bisschen traurig, dass wir bereits in Mandalay ankommen. Einschalfen unter dem offenen Sternenhimmel, geweckt werden von den ersten Sonnenstrahlen – das hat schon was.
Pyin Oo Lwin ist eine hübsche kleine Kolonialstadt in der man sich um einige Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt fühlen kann. Alte, verfallene Gebäude säumen die Straβen und Pferdekutschen traben an einem vorbei.



 
 
 
 
 
 
 
  
 
 
 
 




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wieder mit dem Zug bummeln wir im Zeitlupentempo weiter nach Hsipaw in den Bergen. Eine angenehme Spatzierfahrt die uns unter anderem über die uralte und längste Zugbrücke Myanmars führt. Eine gruselig, hohe und quitschende Metal-Konstruktion.
 


Gokteik Viadukt

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Hsipaw ist ein beliebtes Trekking Ziel für Touristen. Wir erledigen das Trekken lieber per Moped, was sich auf Grund eines schrottreifen Fahrzeugs mit defekten Bremsen zwar als etas lebensmüde entpuppt, bei den schweiβtreibenden Temperaturen aber totzdem angenehmer ist.
Landschaft um Hsipaw


 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 

 
 
 
 
 
 
 

Und hier noch ein paar besonders kuriose Facts zu Myanmar:
-Ich bin kein Fan davon verallgemeinernde Klischees über eine gesamte Nation zu verbreiten, doch hier eines das einfach stimmt: Die Einwohner lieben es zu singen. Privat, in der Öffentlichkeit, beim radfahren oder arbeiten, vor dem Einschlafen, einfach immer. Laut und ohne Hemmungen, egal wie mieβ die Stimme sein mag.
-Kellner ruft man mit Luftküssen. Auf Handzeichen wird nicht reagiert und man hat keine andere Wahl als dieses (für uns) sehr merkwürdige Geräusch von sich zu geben. Es kostet Überwindung.
-Würde man das Gold der unzähligen Pagoden im Land einschmelzen und sinnvoll investieren, bräuchte sich Myanmar keine Sorgen mehr um Armut zu machen.
-In Myanmar herrscht Rechtsverkehr (wie in Deutschland), doch die Mehrheit der Fahrzeuge hat das Lenkrad auf der rechten Seite. Unmöglich also in dem hier herrschenden Verkehrschaos den Überblick zu bewahren, weshalb die meisten Busse mit einem “Assistenten” unterwegs sind der der links aus dem Fenster hängt und Zeichen gibt.
 
immer mit dabei: Der Kamm
 
 
 
 
 
 
 
 
  
Kuessen in der Oeffentlichkeit ist offiziell verrboten


Landeswaehrung Kyat. Wir sind wieder Millionaere.
 

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