12. November 2018

Salam aleikum!

Casablanca - Meknes - Chefchouan - Fez - Marrakesch:



Gut einen Monat ist es her, dass wir Deutschland verlassen haben. Wäre dies ein „normale“ Urlaubsreise, wäre es nun also an der Zeit wieder zurück zu fliegen, denn mehr Urlaub ist bei einem Angestellten-Verhältnis selten drin. Zum Glück ist es das jedoch nicht, denn wir haben doch gerade erst anfangen – und sind irgendwie auch schon mitten drin. 
Langsam aber sicher stellt sich das Gefühl der Freiheit wieder ein, das wir die letzten drei Jahre so sehr vermisst haben.


Die ersten Wochen in Marokko sind prima verlaufen und reichen aus um eine erste Freundschaft mit dem Land zu schließen.
Nach ein paar Tagen in Casablanca fahren wir weiter nach Meknes, von dort aus nach Chefchouan, zurück nach Fez und anschließend nach Marrakesch. Man könnte also behaupten, wir haben die großen Touristen-Ziele erfolgreich abgehakt.
Und was haben wir dort so getrieben? Eine gute Frage...Einen Großteil unserer Zeit haben wir wohl damit verbracht in verschiedensten Teehäusern zu sitzen, die Menschen und das Leben um uns herum zu beobachten und dabei (zu) stark gesüßten Minztee zu schlürfen.



Da es in diesem Land (bis auf wenige Ausnahmen in Touristen-Restaurants) keinen Alkohol gibt, ersetzt der Tee das gesellige Bierchen oder Weinchen bei dem man zusammen sitzt, über Allah und die Welt spricht und die Zeit totschlägt. Leider scheint das Zeit-Totschlagen in diesem Land jedoch eine ausschließlich männliche Beschäftigung zu sein, denn Frauen frequentieren die Teehäuser so gut wie nie. Auch insgesamt kann man nicht verleugnen, dass Marokkos Gesellschaft stark männlich dominiert ist. Obwohl hier angeblich deutlich mehr Frauen als Männer geboren werden, ist der männliche Teil der der sichtbar ist, der Geschäfte hat, Hostels führt, in Restaurants arbeitet, Busse fährt und eben hauptsächlich Tee trinkt.


Kein Disneyland, kein Photoshop sondern Chefchaouan, "die blaue Stadt"

Wanderung in den Riff Mountains nähe Chefcaouan.
Ambitionierte 1000 Höhenmeter an einem Tag hoch und wieder runter...
...vorbei an idyllischen Cannabis-Plantagen an den Berghängen

Die Städte in Marokko bestehen meist aus einem neuen Teil (Ville Nouvelle) und einem altern, arabischen Stadtkern, der „Medina“. Die Medina ist dabei der eigentlich interessante Teil (denn wer möchte schon die Resultate französicher Kolonialisierung in der Neustadt bewundern?).

Und hier kommen wir schon zum zweiten Teil unserer Hauptbeschäftigung: Das Laufen durch die Gassen der Medina! Ein netter Spatziergang denkt ihr - aber nein! Das herumlaufen in einer Medina erfordert ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, denn die unzähligen, schmalen Gässchen bilden ein undurchschaubares Labyrinth in dem man selten das findet, was man gesucht hat (aber auf jeden Fall immer etwas Interessantes). Den Weg zu einem bestimmten Punkt zu finden der vermeindlich „ganz in der Nähe“ liegt kann Ewigkeiten dauern, da man in Sackgassen hängen bleibt, im Kreis läuft oder versehentlich am anderen Ende der Stadt wieder ausgespuckt wird.
Zur Eingewöhnung bieten die verschiedenen Städte Medina-Labyrinthe in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen: Während man sich mit etwas Geschick in Chefchauan noch halbwegs zurecht findet, ist es in Marrakesch und Meknes schon schwieriger. Der Höhepunkt der Unübersichtlichkeit ist dann in Fez erreicht, wo selbst Kenneth und das GPS hilflos sind. Unser Guesthouse in Fez bietet beispielsweise den Service an, dass verirrte Touristen ihren Standort per Whatsapp an den Hostel-Jungen senden können und dann an dieser Stelle abgeholt und zurück gebracht werden. (Wir sind sehr stolz darauf, diesen Service nicht in Anspruch genommen zu haben.)


Fez´Medina von oben


Gasse des Fez-Labyrinths: Mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken hätten wir hier nicht durchgepasst.














































Ankunft in Marrakesch im strömenden Regen (die gute Laune ist nur fürs Foto gestellt)


Jamma el Fna: Marokkos größte Outdoor-Bespaßung. Schlangenbeschwörer, Henna-Künstler, Musik-Gruppen , Glücksspiele, Theater, Akrobaten, Essensstände, Souvenire....

...und auch dieser freundliche Mann der (gebrauchte) Gebisse und (gebrauchte) künstliche Zähne zum Kauf anbietet.
Medina-Gasse in Marrakesch: Es lohnt ein Blick nach oben :-)
Ein großer Vorteil ist es in einem Land zu reisen, indem man die Sprache spricht und sich verständigen kann. Auch wenn die Landessprachen hier Arabisch und Amazigh (die Sprache der indigenen Befölkerung der „Berber“) sind, spricht fast jeder zumindest etwas Französisch.
Hierzu gibt es gute Neuigkeiten von meinem Langzeit-Gedächtnis zu verkünden: Ich konnte erstaunlicherweise mein gutes, altes Schul-Französisch reanimieren! Verstehen funktioniert trés bien, sprechen ist schwieriger. Ich arbeite daran bald in ganzen Sätzen und dann auch in mehr als dem Präsens sprechen zu können. Da das Land aber, wie erwähnt, eh in männlicher Hand liegt wendet man sich hier mit fast allen Anliegen sowieso an den Mann (Kenneth), der die Sprache spricht.

Hasan II Moschee in Casablanca - nach zwei Moscheen in Saudi Arabien die drittgrößte der Welt. Ex-König Hasan II hat sich das prächtige Wunderwerk zu seinem 60. Geburtstag gegönnt und in nur 6 Jahren aus dem Boden stampfen lassen...

Auch von innen nicht zu verachten...

Markt in Casablanca
Eine Replika des Cafes aus dem Film "Casablanca" von dem übrigens keine einzige Szene in diesem Land oder dieser Stadt gedreht wurde. Da es einen Türsteher und überhöhte Preise gibt boikottieren wir den Besuch.

Moulay Idris, kleines Bergddorf in der Nähe von Fez

In den schmalen Gassen der Medina wird das meiste noch immer mit Eseln transportiert.
Obst und Gemüse, aber auch Kühlschranke oder Baumaterialien. Sogar die Müllabführ arbeitet mit Elseln.

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