14. August 2014

Das rote Zentrum

- Alice Springs, Kings Canyon, Uluru, Kata Tjuta, Coober Pedy -



Wir sind da! Mit der Ankunft in Alice Springs haben wir das geographische Zentrum des Landes erreicht und somit genau die Haelfte unserer Route zurueckgelegt. Ich bin froh die Strecke auf dem Landweg erlebt zu haben, ich glaube nur so kann man einen Eindruck der riesigen Dimensionen bekommen. Flaechenmaessig und nun auch gefuehlt befinden wir uns hier schliesslich im “echten” Australien.















Mit 27.000 Einwohnern ist Alice Springs fuer eine Stadt mitten im Nirgendwo quasi eine Metropole. Die Mehrheit der Einwohner ist indigen, also Agoriginee. Leider bestaetigt sich auch hier unsere Wahrnehmung: Von Integration ist hier keine Rede. So gut wie nie sieht man Aborigines und Weisse im Kontakt miteinander, jede Gruppe bleibt streng unter sich. Vom sozialen Leben der Weissen scheint man sie voellig auszuschliessen. Ich kann mich nicht daran erinnern je einen Aborigine in Supermaerkten, Restaurants oder oeffentlichen Aemtern arbeiten gesehen zu haben. Selbst die vielen Aborigine-Kunst-Galerien werden von Weissen betrieben die einem versuchen die Motive zu erklaeren. schade...

In Alice Springs besuchen wir neben einigen Kunst Galerien noch ein paar weitere interessante Museen und fahren nach 2 Tagen weiter in die daneben gelegenen West MacDonnal Ranges. Eine Gebirgskette mit tollen Schluchten in der wir eine mini Wanderung machen und in absoluter Einsamkeit im Busch campieren.
Spaetestens ab hier sind wir im wahrsten Sinne des Wortes im Red Center angekommen. Der sandige Boden ist hier ueberall roetlich braun was im Kontrast zum durchgehend strahlend blauem Himmel einfach toll aussieht.







 
Im Red Center gibt es insgesamt drei rote Hauptattraktionen zu besichtigen:
Den Kings Canyon, Uluru und Kata Tjuta.


Eher zufaellig beginnen wir mit dem Kings Canyon: WOW! gigantische Schluchten, beeindruckender Ausblick, rote schimmernde Felsen und Mars aehnliche Landschaften, grossartig, wunderschoen, muss man gesehen haben, nicht mit Worten zu beschreiben, Highlight, yeah! Das beste zum Schluss aufzuheben hat nicht funktioniert, mein persoenliches rotes Highlight ist und bleibt der Canyon.











 













Ein paar hundert Kilometer weiter, also fuer australische Verhaeltnisse “um die Ecke” liegt das Wahrzeichen Australiens: Uluru, besser bekannt unter dem Namen Ayers Rock. Ein eifriger weisser Mann hatte in der Vergangenheit faelschlicherweise behauptet den roten Felsbrocken mitten in der Wueste als erster entdeckt zu haben und ihm den Namen des damaligen Premier Ministers “Ayer” aufgedrueckt. Selst die australische Regiernung musste mit reichlicher Verspaetung 1993 eingestehen, dass dies nicht den Tatsachen entsprech und die Aboriginees bereits gute 10.000 Jahre eher in dem Gebiet lebten und den Berg seither als Heiligtum verehrten. Seitdem existiert zumindest die duale Namgebung und man darf den Inselberg sowohl mit dem aborigine Namen wie auch mit dem des Premiers benennen.
































Schon beeindruckend wie Uluru uns auf der Fahrt dort hin immer naeher und naeher kommt und wir ploetzlich direkt davor stehen. Groesser als aus der Distanz vermutet und vorallem nicht so kompakt. Waehrend der Berg aus der Ferne und auf Postkarten immer wie ein ei-foermiger Klotz wirkt hat er in Realitaet viele Auslaeufer und ist ein kleines Insel-Gebirge fuer sich.





 













Um den Berg herrum fuehrt ein ca. 10km langer Weg den wir ablaufen wollen, doch direkt an dessen Beginn erwartet uns eine Ueberraschung. Schon im Informations-Zentrum wurde auf vielen Informations-Tafel erklaert und darauf hingewiesen, dass der Berg fuer deren eigentliche Besitzer die Anangu Aborigines heilig ist. Die Touristen wurden geradezu darum gebeten dies zu respektieren und nicht auf diesen hinaufzuklettern und ihn mit Fuessen zu treten. Selbiges Hinweisschild am Fusse des Berges. Kein Verbot, aber eine hoefliche Bitte die Kultur der Ureinwohner zu respektieren. Wir sind schockiert als wir die Schlangen an Touristen sehen die genau hinter diesem Schild den steilen Aufstieg zur Spitze des Berges beginnen. Die Bitte der Aborigines scheint hier wirklich niemanden zu interessieren. Der Anblick macht traurig und wuetend und ich bekomme grosse Lust mit sehr dreckigen Stifeln ueber die christlichen Altare dieser Menschen zu trampeln.

 

































Wir begnuegen uns mit der Umrundung und schauen uns den roten Lava-Fels ausgiebig aus jeder Perspektive von unten an. Zum Sonnenuntergang entfernen wir uns wieder einige Kilometer und beobachten aus der Entfernung wie der Fels fast minuetlich seine Farbe von orange ueber ein sehr leuchtendes rot bis zu einem dunklen violet veraendert. Dabei wird gegrillt und verbotenerweise Alkohol in der Oeffentlichkeit getrunken.




 













Der dritte Teil der Red Center Atraktion ist Katja Tjuta (ueberstezt “viele Koepfe"). Nur 50km von beruehmten Uluru liegen weitere huebsche Felskloetze in der flaschen Landschaft herum fuer die sich niemand so richtig zu interessieren scheint. Hier erwartet und eine Art Gebirge aus 36 einzelnen, runden, glatten Felsbloecken, Koepfen eben. 8km Weg fuehren uns gut trainierte Wanderer durch das “Valley of the winds”. Ebenfalls toll und auf keinen Fall zu verpassen!
 


 

Nachdem alle Highlight besucht sind befinden wir uns nun eigentlich schon auf dem Rueckweg in die Zivilisation, also Adelaide. Ein erwaehnenswerter Stop auf dem Weg dorthin ist Coober Pedy, ein kleiner Ort der es auf Grund seines hohen Opal-Vorkommens zu weltweiter Bekanntheit gebracht hat. Hier kann man die Opal Minen sowie unzaehlige Schmuckgeschaefte besichtigen und ich stelle fest, dass ich das teure Gestein einfach nur unschoen finde. Soetwas haenge ich mir freiwillig nicht an den Koerper, auch wenn es irgendwie faszinierend ist wie die Steine in allen moeglichen Farben schimmern.
Da es in Coober Pedy im Sommer unertraeglich heiss und in den Naechten des Winters sehr sehr kalt wird kam man vor vielen Jahren auf die clevere Idee das Leben an diesem Ort einfach unter die Erde zu verlegen. So kommt es das die Menschen hier in “dugouts” (Hoehlen) unter der Erde leben, in denen das ganze Jahr ueber eine angenehme Temperatur von 23 Grad herrscht – ganz ohne Heizung und Klimaanlage. Auch Kirchen, Geschaefte, Galerien und Restaurants etc. sind underground. Naheliegend also, dass wir unser Zelt in dieser Nacht in einem Underground Camping aufbauen. In einer Art Katakomben-System mit privaten kleinen Kammern schlafen wir die erste Nacht seit langem ohne zu frieren. Einziger Stoerfaktor waren die schlafenden Maenner in den anderen Ecken, die die Hoehle mit den Hall ihres Grizzli-Schnarchens beschallt haben.




underground Kirche

underground Buchladen

skurille, selbstgebastelte Buddel-Maschienen

 













Kurz vor der Ankunft in Adelaide stoppen wir fuer eine Nacht im Barossa Valley, einem Weingebiet. Hinter uns liegen 3 Wochen Outback-Roadtrip und genauso sehen wir auch aus. Ungewaschen, verdreckte Klamotten, unrasiert, starker geruch nach Lagerfeuer, kurz gefasst: alles anders als vorzeige-faehig. Absolut deplatziert wirken wir in den schicken Weinkellern indenen man an der Bar aus einer Karte auswaehlen kann welche der 20-30 Weine man gerne probieren moechte. Dank der unerscchuetterlichen australischen Hoeflichkeit werden wir genauso behandelt wie ein Geschaeftsmann im Smoking und probieren die Karter auf und runter bis der Dusel einsetzt.

Weingebiet mit deutscher Tradition:
auch auf der anderen Seite der Welt ist
mein Kenneth fleissig mit der
 Integration beschaeftigt
 




















Nach insgesamt 25 Tagen im Zelt freuen wir uns bei der Ankunft in Adelaide tierisch auf unser Doppelzimmer mit weicher Matratze, Kuehlschrank und eigenem Badezimmer. Adelaide ist auch der Ort an dem sich die Wege von Lily und Kai die alleine weiter nach osten reisen und uns trennen. Bis irgendwann in Deutschland ihr Beiden!


Streetart in Adelaide
 

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