21. Juni 2019

Postcards from paradise

Insel-Hopping in Guinea-Bissau:
Vor Guinea-Bissaus Küste liegt der Bijagòs Archipel. In einem Traum-Szenario liegen hier 87 Inseln verstreut im blauen Ozean. Manche davon komplett unbewohnt, andere bevölkert. Man könnte Monate damit zubringen mit einem Segelboot hier herum zu schippern und Robinson Crusoe zu spielen. Wir beginnen mit einem Besuch auf „Bubaque“ ...und bleiben dort erst mal kleben.


Das Erreichen der Inseln ist zeitaufwendig und nicht ganz ohne. Wenn man kein Segelboot besitzt und kein Vermögen für ein privates Speedboat aufbringen möchte, hat man die Wahl zwischen preiswerten aber riskanten (da überladenen) „canoas“ oder einer alten spanischen Fähre die hier seit kurzem im Einsatz ist. Zur Sicherheit nehmen wir für die erste Strecke die 5 mal teurere, vermeintlich sichere Fähre...und müssen feststellen, dass auch diese maßlos überladen ist und wenig Vertrauen erweckt.

Das Meer ist glücklicherweise spiegelglatt und als wir nach einer 6-stündigen Fahrt, vorbei an vielen unbewohnten Traum-Inseln, am Steg von Bubaque anlegen, sind wir uns bereits sicher, dass sich die Fahrt gelohnt hat.

überfüllte Fähre...

...vs überfülltes Canoa
Postkarten-Aussichten in jede Himmelsrichtung





koloniale Hinterlassenschaften der Portugiesen


Unser Insel-Besuch fällt mit Ostern zusammen, wo überall im Land Festivals stattfinden. Auch nach Bubaque sind viele junge Leute gereist und campieren in ihren Zelten. Überall ist etwas los und man muss nie lange laufen um die nächste Bar zu erreichen.

In diesem Land eine „Bar“ zu eröffnen ist beliebt und einfach: Alles was man dafür braucht ist eine Kühlbox voller Eis und die darin schwimmenden alkoholischen Getränke. Diese Kühlbox hieft man – am besten in einer Schubkarre – zu einem belebten öffentlichen Platz, der möglichst viel Schatten bietet. Je nach Professionalitäts-Grad der Betreiber gibt es neben der Kühlbox auch Plastik-Tische und -Stühle um seinen Gästen den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen. Für kaum mehr als den Einkaufspreis kann man überall kühles Bier, Weinflaschen oder Cola bestellen und das Geschehen um sich herum beobachten. Möchte man zwischendurch doch lieber einen Cocktail, schlendert man hinüber zum selbst gebastelten Cocktail-Stand und gönnt sich für 0.75 Euro einen Caipirinha.

unsere Kühlbox-Stammbar umme Ecke

Cheers - in Gedenken an unsere wunderschöne Füsilierstrassen-Mini-Wohnung und die großartige Nachbar-Crew
Neben dem wunderbaren Nichts-Tun und der Gefahr in den Alkoholismus abzudriften, gibt’s auch eine Menge Dinge die man auf der Insel unternehmen kann.
Wir finden, dass sich Bubaque ganz besonders gut für unser Hobby, das „Flip Flop Hiking“  (Wandern in Flip Flops) eignet und erkunden auf diesem Weg die umliegende Umgebung. Außerhalb des Haupt-Ortes gibt es mehrere kleine Dörfer. Durch Trampelpfade, die durch Cashew-Wälder und tropischen Dschungel führen sind diese miteinander verbunden. Wann immer man an die Küste kommt gibt es tolle Aussichten auf Palmen, Meer, Sandstrände und die anderen Inseln.






Nach 6 monatiger Fahrrad-Abstinenz mieten wir uns zwei semi-fitte Mountainbikes und fahren quer über die Insel bis zum auf der anderen Seite liegenden, sagenumwobenen „Praia Bruce“. Dieser ist wirklich so schön (und trotzdem so einsam) wie behauptet wird. Mit den Rädern können wir bei Ebbe weite Strecken am Strand entlangfahren. Schööööön!

Achtung: Angeber-Foto!


Weniger erfolgreich ist unsere sportliche Betätigung bei dem Versuch, zur gegenüberliegenden, unbewohnten Insel „Rubane“ mit einem schrottreifen Kajak zu paddeln. Zum einen ist die Strömung im offenen Meer sehr viel stärker als wir erwartet hatten und zum anderen findet die Insel-Polizei unseren Ausflug in Eigenregie gar nicht lustig. Angeblich ist unsere Paddel-Tour illegal, da wir keine Genehmigung haben. Mit dem Polizei Boot werden wir eingesammelt und zurück nach Bubaque eskortiert. An sich nicht schlecht, denn so ersparten wir uns den anstrengen Rückweg, doch leider ist das ganze nicht umsonst. Zum Glück ist in Ländern wie diesem alles verhandelbar und nach nervtötenden Stunden in der Polizeistation können wir unsere Strafe von 100 auf 30 Euro runter handeln.



Erfreut finden wir durch einen Zufall heraus, dass man die Nationalpark Insel „Orango“ auch ohne organisierte Tour besuchen kann. Ein öffentliches „canoa“ fährt einmal die Woche dort hin und 2 Tage später wieder zurück.
Orango ist der einzige Ort der Welt an dem Salzwasser Hippos leben. Leider befinden sich diese aktuell tief in den Mangroven, sodass es unmöglich ist die Kolonie zu sehen. Schade.
Statt in der Nationalpark Lodge übernachten wir im Dorf und erkunden die Insel so weit es geht zu Fuß.


Kanu-Tour durch die Mangroven



...wenn auf dem Rückweg ins Dorf auf einmal Flut ist im Mangroven-Wald...

traditionelle Dörfer auf Orango


Im Canoa auf dem Rückweg kriegen wir einen Einblick, warum das Reisen in diesen Booten auch gefährlich werden kann. Das Boot fährt nur einmal pro Woche. Das bedeutet die Bewohner der Inseln die es ansteuert, haben auch nur einmal in der Woche die Gelegenheit dort weg zu kommen. Verständlich, dass man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen will…
Der Steg der Insel Uno, die wir als zweites ansteuern ist komplett voll mit wartenden Menschen und deren Gepäckstücken. Wollen und können die wirklich alle an Board dieses kleinen Holzbootes? Ja! Wollen und können sie. Und zwar mit einer beispiellos chaotischen Einstiegs-Aktion. Völlig unkoordiniert klettern Menschen von überall über den Bootsrand herein – der Stärkere gewinnt, bzw. kriegt einen Platz. Gepäckstücke werden herein gehieft und geworfen, das Boot neigt sich bedenklich in eine Richtung. Wir sind sprachlos und froh das wir im Ernstfall schwimmen könnten. Die meisten Einheimischen haben nie gelernt zu schwimmen - auch wenn sie auf Inseln leben und Fischer sind. Rettungswesten gibt es nur für einen Bruchteil der Passagiere…
Das Boot ist für den Rest der Strecke bis zum Anschlag gefüllt, man hat das Gefühl kein weiteres Huhn, keine weitere Schnapsflasche und kein Fisch würde noch hinein passen. Wir brauchen deutlich länger als auf dem Hinweg, doch kommen ohne Zwischenfälle im Hafen an.

Einsteigen ins Canoa







Es wird voll.

Richtig voll.
Der Hauptgrund warum wir diese traumhaften Inseln überhaupt wieder verlassen haben ist, dass uns sowohl das Bargeld wie auch die Visa-Tage ausgegangen sind.
Auf keiner der Inseln gibt es einen Geldautomaten und auch wenn man hier sehr günstig leben kann, sind die mitgebrachten Scheine irgendwann weg. Leider haben unsere 30 Visa Tage für Guinea-Bissau nicht ausgereicht. Gerne hätten wir noch mehr Orte im Land besucht, die wir auf Grund des über 2-wöchigen Insel-Aufenthaltes von der Agenda streichen mussten.

Geier vor unserem Zelt


Kuriositäten Schnappschuss des Monats:
Diese Frau hat einen Strandhund zunächst ordentlich mit Sand eingeseift
und dann an alle vieren festgehalten und hinaus ins Meer geschleudert.


Weiter geht´s ins nächste Guinea :-)

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