14. Dezember 2018

The simple life.

Volunteering in Tagounite:


Keine Angst, es ist nicht so, dass wir einLeben ohne Arbeit nicht ertragen könnten. Und so richtig als Arbeit würde ich unseren Ausflug ins Volunteering auch nicht bezeichnen...
Unterwegs zwischendurch zu arbeiten, haben wir schon ein paar mal gemacht, allerdings immer eher durch Zufall. Für diese Reise probieren wir etwas Neues aus und melden uns bei HelpX an: Ein Netzwerk, dass Volunteer-Jobs auf der ganzen Welt vermittelt - in den unterschiedlichsten Bereichen.
Das ganze funktioniert denkbar einfach: man arbeitet ein paar Stunden pro Tag an 5 Tagen in der Woche und bekommt dafür Unterkunft und/oder Verpflegung anstatt einer Bezahlung.

Da man sonst eher selten die Möglichkeit hat längere Zeit in der Wüste zu verbringen entscheiden wir uns für das Angebot einer Art Farmhaus, in der Nähe von Tagounite. Tagounite liegt dort wo die Zivilisation aufhört und die Sahara anfängt, von dort aus ca. 5 km Richtung Wüste liegt unser neues Zuhause auf Zeit.

Eine einsame Stromleitung führt von der Stadt aus zum Lehmhaus mitten im nirgendwo - Strom ist demnach vorhanden, fließendes Wasser jedoch nicht. Logischerweise ist das Wasser in Wüstengegenden zudem nicht unbegrenzt vorhanden und sollte sparsam verwendet werden. Das fällt nicht allzu schwer, wenn man jeden einzelnen Liter den man verbraucht vorher mühsam mit einem Eimer aus dem Brunnen herauf ziehen muss. Die Dusche ist ein Eimer den man sich über den Kopf kippt (wer nicht kalt duschen will, muss vorher Wasser kochen), das Spülbecken ein flacher Eimer der auf dem Boden steht, Wäsche wäscht man per Hand.
An Orten wie diesen wird einem bewusst wie selbstverständlich es geworden ist immer und überall den Hahn aufdrehen zu können und (Trink-)Wasser in der gewünschten Temperatur zu bekommen.



Die zweite große Umstellung ist die Ruhe und Einsamkeit die einen permanent umgibt. Der Ausblick von unserem Haus ist in jede Himmelsrichtung ähnlich und eher "unaufregend": Sand, Berge, kleinere Büsche, sehr selten fährt ein Motorrad vorbei. Internet ist nicht vorhanden und außer uns ist nur noch Sophie, ein andere, sehr ruhige Volunteer aus England mit im Haus. Man kann durchaus behaupten, dass hier nicht allzu viel passiert. Langeweile kommt trotzdem nur bedingt auf, da auf Grund des Mangels an Komfort einfach jede Handlung des Tages viel länger dauert als zuhause. Pausen können gut gefüllt werden indem man Tee oder Kaffee zubereitet und diesen auf der Bank vorm Haus trinkt während man in die Einöde starrt. Außerdem haben wir hier endlich mal Zeit die mitgeschleppten Bücher zu lesen und unser Gepäck etwas zu reduzieren.

Die Aussicht von unserem Haus in alle Richtungen




Innenhof des Hauses

Küche

Drei mal am Tag gibts Essen, das wir zum Teil selbst zubereiten, ansonsten versuchen wir uns so weit wie möglich nützlich zu machen. Da es ein Problem mit der Wasserzufuhr der Brunnens gibt ist der Garten quasi außer Betrieb. Genug zu tun gibt es jedoch im Haus selber, dass nur zur Hälfte ausgebaut ist und sich zur anderen Hälfte im Ruinen-Zustand befindet. Wir beschäftigen uns zunächst damit einen Raum, dessen Dach eingebrochen ist wieder frei zu räumen und machen uns im Anschluss daran, Lehm-Steine zu produzieren. Alles muss komplett per Hand und Muskelkraft gemacht werden und jeder Schritt dauert unglaublich lange. Da wir Weicheier zudem keine körperliche Arbeit gewöhnt sind, produzieren unsere Hände bereits nach ein paar Stunden Arbeit Blasen und der Muskelkater lässt grüßen. Trotzdem macht es Spaß etwas handwerkliches zu tun und am Ende des Tages ein reales Resultat zu sehen (anstatt nur am Computer zu sitzen und wenn überhaupt ein digitales Ergebnis zu erzielen).

eingestürzter Raum im Ruinen-Teil des Hauses

How to do Mudbricks:









Eine Art Schlamm-Badewanne bauen und immer wieder mit Wasser befüllen und "umrühren"...

...nachdem das Schlammbad die richtige Konsistenz erreicht hat kann die Masse in die Stein-Form gefüllt werden.

Jetzt noch mehrere Tage in der Sonne trocknen lassen...und fertig ist der Ziegelstein!
(Ein marokkanischer Arbeiter würde pro Stein 1 Dirham (ca.10 Euro-Cent) bekommen - In unserem Arbeitstempo könnten wir in diesem Job nicht überleben...)
FAZIT: Nach fast 2 Monaten unterwegs-sein tut es gut sich mal längere Zeit an einem Ort auf zu halten und zur Ruhe zu kommen anstatt ständig etwas Neues zu sehen und erleben. HelpX erscheint uns eine gute Möglichkeit um Land & Leute kennen zu lernen und ohne große finanzielle Ausgaben eine kleine "Auszeit" zu haben.
Überarbeitet haben wir uns hier definitiv nicht, allerdings konnten wir auch nur wenig Neues dazu lernen, da Achmet, der Besitzer des Hauses leider kaum vor Ort war.

Eine gute Erfahrung und eine schöne Zeit, aber nach 10 Tagen Ruhe und Einsamkeit habe ich definitiv das Bedürfnis, wieder weiter zu müssen und brauche Abwechslung...auf gehts: in die "echte" Sahara!!!

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